2. Woche (27.02.2019 - 05.03.2019)
Mittwoch, 27.02.2019
Nun, da die erste Woche erfolgreich geschafft ist, stehen uns noch sieben Wochen bevor, aber von Zurücklehnen kann nicht die Rede sein. Für diese Woche erwarten wir, dass die Idefixe Augen und Ohren öffnen und schon mal einen kleinen (offiziellen!) Freigang in der Küche bekommen. Die Krallen werden wir ihnen wohl auch noch stutzen müssen, damit sie ihrer Mutter nicht an Leib und Leben gehen. Karnevalistische Pappnasen stehen uns zwar nicht ins Haus, aber bevor, was sich in einer Häufung von Krapfengaben ausdrücken und die traditionelle Übersäuerung unserer Mägen in die Wege leiten dürfte; denn mit dem Karnevals-/Fasching- /Fastnachtsende, und damit dem Ende der zweiten Woche, haben sich die ersten, nahen Vertrauten zu einer Kurzvisite angemeldet, was vor allem daran liegt, dass am Faschingssonntag ein großer Faschingsumzug mit 34 Mottowagen durch Vagen kursiert, was dem Bedürfnis, uns zu besuchen, wachsen lässt.
Noch ist das Wetter frühlingshaft warm mit viel Sonne, was sich allerdings zum Wochenende deutlich ändern soll: Wind und Regen sind angesagt. Da werden die Pappnasen leicht zu Matschnasen und diese werden sich bei uns einnisten und bei Krapfen und Kaffee abwettern. Die Zwerge werden es überleben, Krapfen bekommen sie aber nicht.
Für heute schwadroniert der Hundertjährige: An Pauli Bekehr ist der Winter halb hin und halb her. Freunde, glaubt dem Greis bitte kein Wort! Wir haben seit dem offiziellen Winterbeginn am 21. Dezember knapp zehn Wochen Winter hinter uns, und diese meteorologische Spaßbremse möchte uns zehn weitere Wochen auf die Augen drücken; damit steuert er die zweite Maiwoche als Winterende an. Das liegt vermutlich daran, dass der Hundertjährige, der völlig zurecht aus dem Fenster sprang und hoffentlich auf nimmer Wiedersehen verschwunden ist, ein Schwede ist. Aber dann soll er sich bitteschön nicht in bairisches Brauchtum einmischen!
So, jetzt ist es dem Chronisten leichter und er kann sich seiner Hauptaufgabe widmen. Dazu gehört in der Welpenzeit die Übermittlung der Gewichte. Manch ein treuer Verfolger der Blues-Geschicke und unserer Würfe mag die tägliche Gewichtstabelle vermissen, die wir in allen Würfen jeden Morgen frisch aktualisiert veröffentlichten – und damit die gesamte Anhängerschaft zu morgendliche Web-Junkies machten. Wie geht es den Welpen?? Und vor allem: Wie geht es meinem Welpen?? Wir haben uns für den I-Wurf entschieden, es diesmal zu unterlassen. Dafür gibt es einige gute Gründe. Erstens wollen wir eine eh schon gesellschaftsweit drohende Webanhängigkeit nicht noch befeuern. Zweitens: Die Welpen entwickeln sich naturgemäß sehr individuell, und wer mit drei Jahren der Mächtigste oder Zarteste ist, entscheidet einzig der genetische Bauplan jedes Einzelnen, nicht die tägliche Zu- oder Abnahme. So ist es ganz normal, dass das Nesthäkchen nach der Geburt erst einmal hinterherbummelt, während die Fettgranden alle ihre Vorteile nutzen. Aber nur vorerst; oft genug werden die Erste die Letzten sein und andersrum. Das kann man sogar in der Bibel nachlesen. Drittens und logische Folge aus zweitens: Daraus entwickelt sich ein Run und Hype auf die Top-Performer, der zwar unbegründet, aber nicht zu verhindern ist. Deshalb haben wir beschlossen, die Gewichte nur in der Wochenchronik zu übermitteln, da kann man alles nachlesen, ohne in eine tagesaktuelle Schnappatmung zu verfallen. Denn viertens: Es machte sich schnell eine Katastrophenstimmung breit, wenn um sieben Uhr morgens die neuen Gewichte noch nicht verfügbar waren. Da summten und brummten alle Leitungen, ob noch alle lebten, keiner im Fressnapf ersoffen sei oder andere Katastrophenszenarien zu gewärtigen seien. Dabei haben wir nur ein bisschen länger geschlafen, getrödelt oder unsere Pflicht vergessen. Wir sind es unseren Käufern und Interessenten schuldig, sie den Tag in Ruhe und Gelassenheit angehen zu lassen, nicht aber, sie in Unruhe zu versetzen. Fünftens: Es lässt sich nicht verhindern, dass die Zwerge irgendwann einmal eine Infektion und einen Durchfall bekommen können, dann schlägt sich das sofort und vehement in der Gewichtstabelle nieder und löst schlagartig Panik aus, weil die wöchentliche Berichterstattung der Tagestabelle hinterherhinkt. Panikanrufe können wir an solchen Tagen am allerwenigsten gebrauchen, obwohl sie verständlich sind. Solche Attacken haben bisher alle unsere Welpen überstanden, aber durch die quälenden Sorgen der zukünftigen Besitzer werden sie nicht schneller fit. Daraus folgt, sechstens, jetzt und hier die aktuelle Gewichtsverteilung.
Noch haben alle Platz an Mamas MilchbarGestern haben sich die meisten eher zurückhaltend an Mamas Milchbar bedient, was sich in 390 zusätzlichen Gramm ausdrückt. Auch das sind, um an das Gesagte anzuschließen, ganz normale Aufs und Abs: Mütter sind keine Milchmaschinen, sonst hätte sie uns Müllermilch schon längst abgeworben, und Welpen sind keine Quartalssäufer; die haben mal mehr Appetit, mal weniger. Am meisten Appetit hatte gestern Iltschi, der sich 80 Gramm zusätzlich einverleibte und nun bei 830 g steht. Iberl nutzte auch die Gunst der Stunde und griff 70 g ab, was ihn auf 810 g aufwertet. Isi scheint eher selten ein Völlegefühl zu spüren und reichert sich wieder mit nahrhaften 60 g an (880). 50 g machten Inouk (850) und Indra (830) gut. Der Rest war noch genügsamer: Der Erste und der Letzte bescheiden sich beide mit 30 g, was Irax weiterhin in der Pole-Position hält (890) und Ignaz am zarten Ende (720). Ilmo hatte nach 20 g schon genug und hält sich mit 820 g im Mittelfeld mit Luft nach beiden Seiten. Das passt, die Kinder sollen harmonisch wachsen und nicht explodieren. Und harmonisch sind alle.
Inouk und Ignaz – Dem Körbchen entkommenFianna nimmt sich inzwischen ziemlich viele Auszeiten außerhalb der Schnullerbox, was völlig in Ordnung ist, solange die da drinnen zufrieden sind und den halben Tag verschlafen. Man lässt sich von solchen langen Auszeiten auch leicht täuschen, denn die Schluckspechte haben mittlerweile einen kräftigen Zug und saugen ihre Mutter in maximal fünf Minuten leer. Was soll sie dann noch in der Kiste? Jetzt muss wieder produziert werden. Mangel spüren die Kleinen definitiv nicht, sonst ginge es ganz anders zu. So aber herrscht die meiste Zeit sattsamer Friede, der nur vom schläfrigen Knarzen der Idefixe unterbrochen wird, meistens, wenn sie sich umlagern oder strecken. Dann entsteht Unruhe, weil irgendeiner über alle anderen kriecht und sie aufweckt, was die Gestörten unwirsch kommentieren. Gleich darauf breitet sich wieder Ruhe übers Lager. Fianna riskiert bei solchen Gelegenheiten noch nicht mal ein Auge; sie weiß, wann es geboten ist. Jetzt jedenfalls nicht. Allerdings stellen wir fest, dass sie schon beginnt, im Sitzen zu füttern; offenbar empfindet sie das als entspannter. Allerdings, wenn sie einen Rundumschlag in Körperpflege für nötig hält, legt sie sich hin, nimmt sich alle einzeln zur Zunge und kugelt sie herum, während sie vorne noch am Irax bekommt eine AbreibungZapfhahn angedockt sind. Dann wird der Bauch massiert und der Po geputzt, was immer wichtiger wird, weil die Zwerge nun schon beginnen, sich selber zu lösen. Pinkeln tun sie größtenteils schon, und der Darm kann vereinzelt auch schon ohne Mamas Hilfe. Um so wichtiger ist Mamas Nachsorge, weil sie sonst ständig in ihrer Kacke liegen würden. Irax und Inouk ist das heute schon passiert und machen ihre ersten Erfahrungen mit dem Wasserhahn. Frisch geduscht kommen sie wieder zurück in die Obhut der Mutter, die sichtbar froh ist, dass wir ihr diesen Dienst abgenommen haben.
Und bei all der Geschäftigkeit dieser Tage darf natürlich eine ganz wichtige Sache nicht in Vergessenheit geraten: Hedda feiert heute ihren zweiten Geburtstag. Happy Warten auf den Geburtstagskuchenbirthday, kleine Rübennase! Du bist trotz dieser Bande von Wichtigtuern immer noch das Wichtigste neben deiner Mama, und in sieben Wochen sind sie eh wieder fort. Für heute gibt es erst einmal viele liebevolle Hände, ein Geburtstagsbesuch mit Gratulation und Rindernase von Anna-Maria, dann noch Sport auf dem Hundeplatz und abends eine Fleischbombe fürs Bauchgefühl. Somit bist du schon mal deutlich wichtiger als dein Assi, der Stallwache halten und sich um deine Halbgeschwister kümmern muss, keine Rindernase und keine Fleischbombe bekommt, nur abends bei deinem Bruder Hias einer Geburtstagseinladung Folge leisten darf. Immerhin. Wenn man so kurz gehalten wird, ist sogar das kleine Glück von großer Bedeutung.
Anschließend bezieht die Chefin wieder das Familienlager, was Fianna in eine Art unverhofften Glückstaumel versetzt und Hedda zurückhaltend zur Kenntnis nimmt, weil sie sich jetzt im Schlafzimmer wieder stark einschränken muss. Mit dem Assi allein zu zweit, das hätte eine Option fürs Leben sein können, aber jetzt wieder die beiden. Nun denn... Fianna gibt sich diesem wiedergewonnenen Glücksgefühl uneingeschränkt hin und verlässt das Schlafzimmer keine Minute in dieser Nacht. Dass es im Erdgeschoß bis in den Morgen ruhig bleibt, belegt unsere Annahme, dass die Idefixe keinen Hunger leiden. Allerdings kann man auch davon ausgehen, dass diese Nacht voller fiannischer Seligkeit der Gewichtstabelle morgen keinen Höhenflug bescheren wird.
Donnerstag, 28.02.2019
St. Roman hell und klar, bedeutet ein gutes Jahr. Geht doch. Und schließt einen Winter bis in den Mai hinein aus, sonst wäre es kein gutes Jahr, in Schweden vielleicht, aber nicht im Mangfalltal. Hat doch Vorteile, wenn der Hundertjährige heute nicht mehr weiß, was er gestern geschnullert hat. Was sagt uns ein Blick in den Himmel? Morgens -1,5 °C und wolkenlos, dann ziehen Föhnlinsen hektisch übers Tal, getrieben von einem stattlichen Föhnsturm bei 16 °C. Das bedeutet nach unserer Interpretation: ein gutes Jahr.
Wie zu erwarten war, schlägt sich Fiannas nächtliche Kistenabstinenz noch einmal in den Gewichten nieder: 370 Gramm über alle. Und bei einer solchen Gemengelage zeigt sich, wie entscheidend es für das eigene Fortkommen ist, im richtigen Augenblick zur Stelle zu sein. Wer Gelegenheiten verstreichen lässt, muss eben Abstriche machen. So finden wir heute ein höchst lehrreiches Tabellenbild vor. Zwei der acht nehmen zusammen 180 Gramm für sich in Anspruch, zwei verpennen und legen eine Nullrunde ein, die restlichen 190 Gramm legen sich auf die Hüften der verbleibenden vier. Vorhang auf: Wer ist wer? Machen wir es spannend und beginnen bei den vieren mit den aufgeteilten 190 Gramm. Das sind Ilmo mit 60 g (880), Iltschi (880) und Iberl (860) mit 50 g und schließlich Indra mit 30 g (860). Bleiben zwei Asketen und zwei Gourmets. Diät und ihr Gewicht haben Inouk (850) und Isi (880) gehalten, was der letzten nicht schaden dürfte. Somit sind auch die Abräumer bekannt: Irax, der Tabellenkopf und Ignaz, der Erste und Tabellenletzte, Anna-Marias Herzbube und von dieser wegen seiner Po-Markierung, zärtlich "mein Rötling" gerufen. Beide reüssieren mit 90 Gramm, was Irax' Frontstellung mit 980 g zementiert und Ignaz (810) die Rote Laterne nicht nimmt. Nur Statistiker verstehen das stille Glück, das dem Insider ein Blick auf eine dröge Tabelle beschert.
Heute ist für Fianna ein besonderer Tag: Ihr Leben gewinnt wieder ein bisschen Alltag zurück. Sie darf mit der Chefin, Hedda und Krümel die ganz große Morgenrunde gehen, später gesellen sich auch noch Odin und Jack, die Franzosenbullis dazu. Das bedeutet eineinhalb Stunden babyfrei, eineinhalb Stunden Revierkontrolle und Wiederinbesitznahme, eineinhalb Stunden Spiel, Spaß und Spannung. Bei ihrer Rückkehr leuchtet sie förmlich vor Zufriedenheit – und stürzt sich sofort und pflichtschuldigst in die Schnullerbox. Man darf annehmen, dass sie ihren Kindern an diesem Morgen nicht nur die immer gleiche Milchspeise, sondern mit ihr eine Menge Glückshormone verabreicht.
Ob Glückshormone auch übermütig machen? Wahrscheinlich, denn Inouk macht sich heute schon wieder einmal aus seiner Kiste davon, diesmal, anders als am Montag, ohne Deckenwulst oder Unterstützung durch Geschwisterleiber, sondern ausschließlich durch Wille, Findigkeit und Muskelkraft. Und – schwupps – ist er weg. Gut, dass dem Assi die Aktion nicht entgeht, weil sich der Auf-und-davon-Inouk schnurstracks auf den Weg in den Spalt zwischen Kiste und Küchenwand macht. Zählt man dann die Häupter seiner Lieben und sieht, es sind statt achte sieben, dann setzt einiges an Kopfzerbrechen ein. Zwischen Kiste und Wand sucht man sicher nicht sofort, auch wenn einem einige Kniffe der Zwerge nicht mehr fremd sind. So kommt der Exilant also vor der vollständigen Unsichtbarwerdung wieder in die Schnullerbox und gibt sich damit auch zufrieden.
Eine Woche später hätte der Assi es möglicherweise mit einem Lockruf versuchen können, den Dissidenten Iberl und Ilmozur Ordnung und in die Gemeinschaft zurück zu rufen. Denn die Idefixe beginnen ganz langsam akustische Signale wahrzunehmen. Wenn Fianna vor ihrer Box fiemt, scheinen die ersten schon jene lustigen Fleischlappen, die man später als Ohren erkennen wird, zu spitzen. Viel tut sich jetzt noch nicht, aber lange wird es nicht mehr dauern, dass sie jedem Laut ihrer Mama Gehör schenken. Ob Inouk unter diesen Umständen den Rückkehrbefehlen des Assi gefolgt wäre, überlassen wir der Phantasie unserer Leser, der Assi meint ja, weil Inouk bestimmt ein ganz Braver und Hochbegabter ist. Die Chefin führt die Zeigerfingerspitze an ihre Stirn.
Tatsächlich treibt den Assi ein ganz anderes Problem um, und das kennt er von nunmehr neun Würfen: Es ist das Leid mit den Tagesbildern. Die Gewichtstabelle abzuschaffen ist eine Sache, aber keine Tagesbilder mehr zu veröffentlichen, ist schlicht nicht denkbar. Dabei ist diese Pflicht eine echte Qual in diesen ersten Tagen, wenn die Knirpse nur in der Kiste liegen und schlafen oder sich an Mamas Brust die Wänste vollschlagen. Unter diesen fotografisch unergiebigen Umständen, lungert das Personal mit der Kamera im Anschlag um die Kiste herum wie die Paparazzi um die einschlägigen mallorquinischen Fincas, nur um einen nackten Hintern vors Objektiv zu bekommen. In unserem Fall geht es natürlich nicht um einen nackten Hintern, von denen haben wir gleich acht, sondern um das megasüße Babyface des Tages. Aber die da drinnen denken nicht daran uns diesen Gefallen zu tun, wie die auf Malle, und es bedarf des einen glücklichen Moments, um sich und die Welt glücklich zu machen. Wir sehnen den Tag herbei, wenn sich die Bande im Freien austoben kann.
Freitag, 01.03.2019
Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt. So haben es die Älteren unter uns noch gelernt, obwohl es gerade zu jener Zeit kaum noch Rösslein gab, und schon gar keine mehr bei den Bauern. Die lagen nämlich gerade in einem kollektiven Todeskampf. Heute gibt es wieder Rösslein beim Bauern, aber eher nicht, um die Felder zu bestellen, sondern um den Urlaubern auf dem Bauernhof eine heile Welt zu vermitteln, die es damals so wenig gab wie heute. Und wenn der Bauer heute die Rösslein einspannt, dann begnügt er sich nicht mit einem oder zwei, sondern hängt sich gleich tausend vors Odelfass. Die Welt ist heute einfach viel profaner, und ein Lied könnte etwa so beginnen: Im Märzen die Mändy ein Selfie versend't. Der Wallach daneben ist ihr fast bester friend. Wie dem auch sei, ob die Mändy nun herzelt und schnurrt und der Wallach für Seligkeit schnaubt oder nicht: Es ist März, wo nicht nur der Bauer mit seinen Fendt-Rösslein die Böden zementiert, sondern auch im Garten des Blues die Vöglein eifrig auf Quartiersuche sind und die Märzenbecher ihre Köpfe erheben. Idylle im Mangfalltal, in die wir, wenn sich das Wetter weiter so zugängig zeigt, bald die Idefixe entlassen werden. Noch Iltschi muss auch unter die Duscheist es nicht so weit, zumal es heute morgen bei 10 °C regnet, nicht der ideale Start ins Outdoor-Leben. Nachmittags verzieht sich der Regen und macht Sonne, Wolken und Wind Platz. Wir werden noch etwas Geduld haben müssen, bis die Zwerge wetterfest sind, auch wenn uns das Leid mit den Tagesbildern dazu verleiten könnte, die Bande an die frische Luft zu setzen und zu sehen, welche neuen Motive sie uns liefern. Man kann die Entrüstungsschreie förmlich hören: Zehn Tage alt und ausgesetzt! Gemach, gemach, wir werden nichts überstürzen, zumal wir, bäuchlings im Frühlingsgras liegend und nach Motiven lurend, die eigentlich Benachteiligten wären und mit deutlich schlimmeren Folgen zu rechnen hätten als die Fellzwerge.
Zum Einzug des März stellen wir mit Freude fest, dass es Fianna heue Nacht deutlich länger im Kreise ihrer Lieben gehalten hat als gestern; folgte sie uns gestern auf den Fersen ins Familiengemach, verbrachte sie heute Nacht noch mindestens zwei weitere Stunden in und nahe der Box. Das lässt uns vermuten, dass dann eigentlich die Gewichtsbilanz wieder eine zumindest bescheidene Hausse aufweisen müsste. Und tatsächlich lieferte Fianna gestern wieder 410 Gramm aus, eine sehr passable und angemessene Leistung. Nur der zarte Ignaz hat davon nichts mitbekommen, sondern 10 g abgenommen (800). Daran ist nichts Bedenkliches; das Bürschlein ist kräftig und pumperlgesund. Dass es in den Würfen regelmäßig solche Nachzügler gibt, liegt in der Natur der Sache. Die Spermien des Rüden sind nach dem Deckakt bis zu 72 Stunden lebens- und zeugungsfähig. Das bedeutet, dass die Differenz der Fruchtanlage drei Tage betragen kann. Wenn man dann noch den Nachdecktermin nach zwei Tagen hinzurechnet, steigt die Wahrscheinlichkeit von Nachzüglern bis dahin, dass bei der Auslieferung welche noch gar nicht lebensfähig sind, aber eben trotzdem mit aufs Band kommen. Zwei solcher lebensunfähigen, weil noch nicht fertige, Welpen hatten wir auch schon. So ein kleiner Nachzügler, zwei bis drei Entwicklungstage hinter seinen Geschwistern, ist Ignaz. Dass er rundum lebensfähig ist, wissen alle, die ihn schon kennengelernt haben. Aber er hat es eben noch schwerer, sich ebenbürtig durchzusetzen und den Geschwistern die Milch abzugraben. So weit es uns möglich ist, helfen wir da ein bisschen nach, indem wir ihn zuerst an die Bar lassen, wenn er aber ein Nickerchen bevorzugt, soll er eben schlafen. Auch schlafen ist gesund und macht stark. In Fiannas bisherigen Würfen hatten wir auch je einen Nachzügler, Gaudi und Hubsi. Beide sind prächtige Rüden geworden und alles andere als Schlafhauben. Auch Fiannas Schwester Franca war eine kleine Nachzüglerin, bei der erst in der letzten Woche bei uns der Knopf aufging; dann aber mit einem kräftigen Schnalzer. Wer möchte, kann sich von ihren jetzigen Besitzern gerne bestätigen lassen, dass sich die drei nicht nur zu kräftigen Hovawarten herausgewachsen haben, sondern auch in jeder Hinsicht solche sind.
Diese von Ignaz verschmähten 10 g bedeuten, dass die anderen sieben 420 g zugenommen haben. Bescheiden gab sich heute Irax, der sich mit 30 g begnügte, was ihm trotzdem ausreichte, um die 1-Kilo-Marke zu überwinden (1010). Richtig Alarm machte Isi mit 110 g und 990 g gesamt. Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie die letzten 10 g zum Kilo wahrscheinlich auch noch in Angriff genommen, aber möglicherweise stand ihr die Milch schon an der Oberkante Unterlippe oder Fianna ist eine halbe Stunde zu früh ins Schlafzimmer verschwunden. 70 g macht Iltschi gut und schiebt sich mit 950 g auf den dritten Platz der Fettrangliste. Ihm folgen Indra (+80) und Ilmo (+60) mit 940 g. Inouk (+40) und Iberl (+30) bringen 890 g auf die Waage. Danach kommt nur noch Ignaz, der aber, und auch das gehört zur ganzen Wahrheit, gestern wahrhaft heldenhafte 90 g aufgelegt hatte; auch daran muss man sich erinnern. So ein kleines Bäuchlein will Weile haben zu expandieren, bis es den anderen Fressmaschinen Paroli bieten kann. Die Zunahme, die natürlich kein Tsunami ist, bestätigt, dass Fianna ihren Mutterpflichten sorgfältig nachkommt und sich nichts nachsagen lässt.
Indra riskiert einen ersten BlickUnd falls noch jemand an Ignaz' Ganzheitlichkeit zweifeln sollte, sei ihm an dieser Stelle mitgeteilt, dass es aus seinen Sehschlitzen zuerst himmelblau blitzt. Heute. Der kleine Ignaz hat den ersten, wenn auch noch nicht den ganz großen Durchblick. Seine Schwestern Indra und Isi machen es ihm gleich darauf nach. Es gehört zum Schönsten, wenn die Zwerge einen ersten winzigen Blick in die Welt riskieren – und plötzlich Hunde sind und keine explodierten Maulwürfe mehr.
Für Hedda ist es einerlei, ob die kleinen Hausbesetzer sie nun sehen können oder nicht; sie will sie nicht sehen. Nur wenn die Chefin wieder einmal einen Kuschelkandidaten oder eine -kandidatin auf dem Schoß hat, rückt sie ein wenig näher, vermutlich weil sie endlich begreifen will, welchen Affen sie an diesen Affen gefressen hat? Allerdings muss sie zugeben, dass sie nicht zu kurz kommt, so viel Fairness muss sein. Und so etwas würde Hedda auch nie behaupten, zumal sie jede Gelegenheit nutzt, von uns eine Streicheleinheit abzugreifen. Aber trotzdem: Dieser Zirkus muss nicht sein! Darauf hätte sie verzichten können. Fianna geht darauf gar nicht ein; sie macht ihr Ding, das macht sie gut, und lässt ihre Tochter zicken. Vielleicht macht sie sich ja Gedanken, wie sie reagiert hätte, wenn man ihr als Jungfrau so eine Ladung Verdruss vor die Nase gesetzt hätte? Für sie war die Welt ganz anders ausgestattet: mit Mama und Tante Anouk. Das war wie ein Sechser im Lotto, nur schwer vergleichbar mit einem Achter in der Kiste.
Gestern haben wir erstmals das große Kuddebett vor die Kiste gestellt und die Zwerge dorthin ausgelagert, was sie sofort und unübersehbar genossen. Heute ist das schon Alltag für die Kleinen. Wenn immer wir zuhause sind, kommen sie ins Kudde und Mama wird dazu beordert, weil auch sie den Welpendienst in diesem Bett dem in der Schnullerkiste vorzieht; da kann man sich ausstrecken bis zum Überlappen, da kann man sich fläzen und den über Bord Gegangenen ungläubig und bewundernd nachäugen. Sie ist ja auch so stolz auf ihre Bande und hudert und pudert sie bei jeder Gelegenheit.
Diese fürsorgliche und liebevolle Betreuung ihrer Kinder – darüber sollten wir für ein paar Zeilen innehalten – ist von unschätzbarem Wert für die Entwicklung der Welpen. Noch bis weit über die Mitte des vergangenen Jahrhunderts hinaus stritten sich die Schulen darüber, was mehr, oder gar den einzig gültigen Einfluss auf die Entwicklung eines Individuums hat: die Gene oder die Umwelt, in der es groß wird. Heute wissen wir, dass beides das Wesen eines Individuum prägt. Aber wir wissen noch mehr, vor allem nämlich, dass die Gene keine statische, unverrückbare Größe sind, sondern, je nach Umwelt und sozialen Bedingungen, unterschiedlich zum Zuge kommen und unterschiedliche Ausprägungen ermöglichen. Dieser Zweig der Licking MotherGenetik wird Epigenetik genannt. Dahinter steckt die Erkenntnis, dass es "schlafende" Gene, beziehungsweise Genfunktionen gibt, also solche, die vorhanden, aber nicht aktiviert sind. Je nachdem, welchen Umweltbedingungen das Individuum ausgesetzt ist, werden durch die sogenannte Methylierung Gene angeschaltet oder eben nicht. Das gilt für viele Ausprägungen eines Individuums. Warum Fiannas liebevolle Welpenpflege höchst wertvoll für deren Entwicklung ist, wurde in breit angelegten Studien mit Ratten gezeigt. Bei Ratten gibt es, wie überall, gute und schlechte Mütter, solche, die sich aufopfernd um ihren Nachwuchs kümmern und solche, die sich mehr um sich selber kümmern. Die ersten heißen in der Wissenschaft "Licking Mothers", die zweiten "Non Licking Mothers", also Mütter die ihre Kinder lecken, pflegen und mit ihnen kuscheln und solche, die das unterlassen. In allen Studien entwickelten sich unter dem Einfluss von "Licking Mothers" selbstbewusste, mutige, zutrauliche und ausgeglichene Ratten mit einem hohen Lernvermögen. Der Nachwuchs von "Non Licking Mothers" entwickelte sich hingegen ängstlich, Familienidyllunsicher und stressempfindlich. Hinter dieser unterschiedlichen Entwicklung steckt die oben angesprochene Methylierung eines Rezeptors für das Stresshormon Cortisol, was bedeutet, dass dieser Rezeptor bei Geburt des Individuums abgeschaltet ist. Durch die Fürsorge der "Licking Mothers" wird diese Methylierung aufgehoben und der Cortisol-Rezeptor kann wirksam werden. Dass es sich tatsächlich um das Anknipsen eines Genschalters handelt und die unterschiedliche Entwicklung nicht auf irgendwelche anderen äußeren Bedingungen zurückzuführen ist, konnte nachgewiesen werden, indem die Würfe verschiedener Rattenmütter direkt nach der Geburt vertauscht wurden. In allen Fällen entwickelte sich der Nachwuchs entsprechend dem Verhalten der jeweiligen Ziehmutter, also die Ziehkinder fürsorglicher Mütter entwickelten sich unter der Aufzucht nichtfürsorglicher Mütter stressanfällig, ängstlich und unsicher und andersherum. [Quelle: Sommerfeld-Stur, Rassehundezucht, Müller Rüschlikon 2016.]
Fianna ist definitiv eine fürsorgliche Mutter, die ihre Kinder ständig pflegt und mit ihnen kuschelt. Aber es ist nicht nur Fiannas Fürsorge, die aus unseren Welpen lebenstüchtige und umgängliche Hunde machen: Es ist das gesamte Umfeld, das die Entwicklung beeinflusst und prägt. Dazu gehören auch wir als Züchter – und alle unsere Besucher, die unseren Welpen ein wahres Kuschelparadies bereiten. Liebenswerte, pfiffige und selbstbewusste Hunde haben viele Väter und Mütter, nicht nur Fianna und Eddy. Fianna und wir sorgen für diese Entwicklung schon seit dem 19. Februar. Ab nächster Woche werden sich noch viele Hände und Schöße in diesen Prozess einbringen und zur positiven Charakterentwicklung der Idefixe beitragen. Ihre künftigen Besitzer dürfen sich schon mal auf acht unwiderstehliche Herzensbrecher freuen – und viel Arbeit.
Samstag, 02.03.2019
Fianna kommt heute erst um 4 Uhr morgens zu uns ins Schlafzimmer, sieht also ihren nächtlichen Aufenthaltsort zunehmend bei ihren Welpen. Offenbar wird ihr das immer wichtiger, als bei uns zu liegen. Möglicherweise ist das für sie auch entspannter, als ständig vom ersten Stock ins Erdgeschoß zu lauschen, ob es dort irgendetwas zu regeln gibt. Demnach sollten auch heute die Gewichte zur allgemeinen Zufriedenheit ausfallen, denn für den Moment ist es uns wichtig, dass Fianna ausreichend liefert und wir noch nicht zufüttern müssen. Zufüttern ginge in diesem Entwicklungsstadium nur über die Flasche, weil die Zwerge noch nicht selber lecken können; das entwickelt sich erst in ein paar Tagen. Auf eine solche Aktion können wir gut und gerne verzichtet, zumal es leider häufig vorkommt, dass die Milch aus dem Fläschchen in die Lungen gelangt, was eine Lungenentzündung zur Folge haben kann. So etwas braucht kein Mensch. Also sehen wir mal nach, wie der Fütterungszustand heute ausfällt.
IsiIsi nuckelte sich 100 g an den properen Mädchenleib und mit 1090 g an Irax vorbei (1080, +70). Damit ist Isi die zweite Doppelpfünderin. 980 g bringen Ilmo (+40) und Iltschi (+30) auf die Waage. Indra hat 970 g (+30), Inouk landet mit einem Aufschlag von 70 g bei 960 g und für Iberl reicht es mit 50 plus für 940 g. Und Ignaz schreitet unverdrossen fürbass: 20 plus und 820 g. Das sind für alle zusammen wieder 410 Gramm, wobei Irax, Isi, Ilmo und Iberl ihr Geburtsgewicht verdoppelten. Gratulation. Und heute haben auch Ilmo und Iltschi kleine, himmelblaue Sehschlitze, aus denen sie zwar noch nichts sehen können, aber sich der Anmutung eines Hundes annähern.
Als Wohnzimmer, Spielplatz und Milchbar ist das Kuddebett nun fest etabliert; eigentlich liegt die ganze Bande nur noch dort, schläft, nölt, kräht und lässt sich von Mama versorgen. Beeindruckend ist, dass die Idefixe schon jetzt eine Art Stubenreinheit etablieren, die man in diesem Entwicklungsstadium eigentlich noch nicht erwarten Irax schleicht sich aus dem Kuddewürde. So suchen Irax und Inouk bewusst den Weg aus dem Bett, um ihr kleines Notdürftlein auf dem Küchenboden zu verrichten. Als wir sie nichtsahnend wieder zu ihren Geschwistern setzen, machen sie so lange herum, bis sie aus dem Pulk wieder einen Ausgang und zum Kudderand finden. Dann stürzen sie sich darüber und hinaus, machen nochmal einen kleinen Buckel und erledigen den Rest. Dann ist wenigstens Irax fertig. Inouk hat noch ein drittes Mal zu schaffen, bis er erschöpft zwischen seinen Geschwistern einschläft. Irax beweist bei dieser Latrinenübung, dass er mit seinen Matschebeinchen schon ziemlich gut auf dem glatten Boden zurecht kommt: Er bewegt sich tatsächlich in einem Watschelgang, jedenfalls weit entfernt von dem Kriechen, was sie bisher alle zeigen. Dieses Bedürfnis, das Bett zum Darmoliern zu verlassen, beobachten wir auch bei Indra.
IberlIberl ist auch schon recht gut auf den Beinen. Auch ihn drängt es aus dem Bett, allerdings nicht zur Darmreinigung, sondern zur Mama-Kantine, die achtsam vor dem Bett lagert. Völlig unbedrängt von seinen Geschwistern saugt er sich an einer Zitze fest, nickt dann ein bisschen ein, lutscht dann wieder und als die Quelle versiegt ist, platziert er sich um und bedient sich an der nächsten. Das Gelage hält er ganze zwanzig Minuten durch, bis ihn seine Saugmuskulatur im Stich lässt. Morgen werden wir einen besonders scharfen Blick auf Iberls Gewichtsentwicklung werfen.
Für Fianna scheint sich dieses Arrangement wie ein Bild von Spitzweg zusammenzufügen: Die Kinder, behütet in einem offenen Lager, nicht in einem bayerischen Guantanamo, sie selbst, je nach Stimmungslage, frei um die Manege herum drapiert, und das alles nach zwei langen, gemeinsamen Spaziergängen. Wieder zuhause widmet sie sich wieder ihrem Kinderdienst und geht nahezu in ihm auf. Auch das ist kein Selbstläufer, weil viele Hündinnen ihren Mutterjob einschränken, wenn sie wieder in die gewohnten Alltagsroutinen zurückkehren. Nicht so Fianna, wir haben ihr ja auch die Sache mit der Methylierung und der Epigenetik genau erklärt. Das schien sie schon beeindruckt zu haben. Ab in die Kiste...
Faschingssonntag, 03.03.2019
Der Faschingssonntag beginnt mit wolkenlosen 3 °C, schwingt sich zu ebensolchen 14 °C auf und legt sich mit wolkigen und windigen 5 °C schlafen. So verkünden wir denn frohgemut: Lachende Kunigunde bringt frohe Kunde. Es geht also, wie bereits verkündet, bergauf mit dem Frühling.
Heute haun wir auf die PaukeBergauf Diesen freundlichen Herrn haben wir für die Stress-Sozialisierung der Idefixe engagiertgeht es auch mit den Idefixen, die heute alle mit offenen Augen das närrische Treiben in Vagen bestaunen, wo nachmittags 20.000 Besucher den Faschingsumzug mit 34 Mottowagen bestaunen, bejubeln, befeiern, betanzen und betrinken. Da kommen sogar die stämmigen Mauern der alten Bauernhäuser mächtig ins Vibrieren, wenn die Burschen und Dirndln auf den Wägen ihre Dezibel so zum Anschlag bringen, dass das Zwerchfell den Herzmuskel massiert. Wir sind jedenfalls mit Freunden mittendrin dabei und überlassen Fiannas Brut ihrer Obhut. Die werden Augen machen, wenn wir voller Konfetti zurückkommen.
IndraDoch selbstverständlich erfüllen wir vor den Feierlichkeiten unsere Züchterpflicht und haben dabei, wie angekündigt, ein besonderes Augenmerk auf Iberls Morgengewicht, nachdem er gestern Nachmittag Fianna eine 20-minütige Iberl-Dränage gelegt hatte. Aber, weil wir heute noch anderes vorhaben, erledigen wir die Pflichten in gebotener Kürze: Irax (+110, 1190), Inouk (+70, 1030, Geburtsgewicht verdoppelt), Iberl (+70, 1010), Ignaz (+50, 870), Isi (+40, 1130), Ilmo (+40, 1020), Indra (+40, 1010), Iltschi (+10, 990). Herrje, wer soll diesen Irax aufhalten? Die insgesamt 430 Gramm gingen zu fast einem Viertel an den Zitzenprinzen, die anderen sind nicht viel mehr als seine Narrhallatruppe. Alaaf und Helau.
Wenn wir uns schon mit der Nahrungsaufnahme beschäftigen, werfen wir einen kurzen Blick auf Fianna, die wir mittlerweile von einem Viergangmenü auf drei Gänge umgestellt haben. Morgens bekommt sie weiterhin ihre proteinhaltige Milchmahlzeit, die beiden mittleren Mahlzeiten ersetzen wir durch eine kräftige Portion Platinum Puppy und abends gibt es weiterhin Fleisch oder Hühnchen mit Reis, Flocken oder Nudeln. Frubiase und Metrovetsan ergänzen die Morgen- und Abendmahlzeiten. Metrovetsan bekommt nun auch Hedda zur Unterstützung ihrer Läufigkeit.
Die Schnullerkiste gerät langsam komplett ins Hintertreffen, weil die Idefixe einen Narren am Kuddebett gefressen haben und von selber kaum noch auf die Idee kommen, ihre Muffkiste aufzusuchen. Fianna lebt es ihnen natürlich auch vor, weil sie den Raum und Luft dem doch eher stickigen Ambiente der Kiste vorzieht. So sind alle zufrieden, die Kinder schnullern mit und an der Mutter im Kudde – und die Chefin hockt in der Schnullerbox. Narrhalla eben.
Rosenmontag, 04.03.2019
Sturm und StimmungEs Die Welt im Sturm zum Greifen nahgeht frisch los heute Morgen. 0 °C sind zwar nicht unüblich für die Jahreszeit, aber, wie wir finden, gänzlich unangemessen. Dann aber brist es auf und abends fegt ein prächtiger Sturm durchs Mangfalltal, dessen Motor ein Sturmtief namens Bennet ist. Was da oben am Dach randaliert, dringt aber nicht bis hinab ins Kinderzimmer, zumal das Gehör der Idefixe erst noch im Werden ist. Erste Reaktionen auf Geräusche zeigen sie schon, aber das reicht längst nicht, um sich aus Angst vor einem Sturm die Decke über den Kopf zu ziehen.
Iltschi, Indra, InoukAber wenn das eine noch nicht ist, kann das andere ja schon geworden sein, die Stimme zum Beispiel. Die kleine Twitterbande bellt jetzt tatsächlich. Das sind unzweifelhaft Bellgeräusche, die sie sich entlocken und keine Schreilaute mehr. Offensichtlich haben sie selber den größten Spaß an ihrem unerwarteten Stimmbruch, dass sie wie angehende Symphoniker den ganzen Tag mit wachsender Begeisterung üben. Das gilt natürlich nur für die Wachphasen, obwohl es, wie bei uns Menschen auch, Schlafredner gibt, die ihre Bettnachbarn ungeniert und gnadenlos zutexten.
Wir sind ziemlich entzückt von diesen irren Entwicklungsschritten, welche die Idefixe machen; man kann ihnen bei ihrer Hundwerdung förmlich zusehen. Am meisten beeindruckt, wie man täglich heranreifende Persönlichkeiten erkennen kann, die sich nun unzweifelhaft herausbilden. Wenn einer, weil er ungeschickt postiert ist, über den Kudderand kullert, ist das keine Folge einer bewussten Entscheidung und zeugt nicht von Persönlichkeit. Selbst das bewusste Verlassen des Lagers, um die hintere Notdurft zu verrichten, wie wir es Inouk, in die Schnullerkiste ausgewandertbeschrieben haben, ist keine Frage der Persönlichkeit, sondern die eines angeborenen Verhaltens, um das Lager sauber zu halten, sobald man dazu körperlich in der Lage ist. Wenn sich aber Inouk aus dem Schlafpulk seiner Geschwister erhebt, zum Rand des Bettes watschelt, sich darüber rollt, die fünfzig Zentimeter Distanz zur Schnullerkiste überwindet und sich mitten in dieser von allen anderen als überholt erachteten Muffkiste zusammenrollt und weiterschläft, dann zeigt sich hier eine kleine Persönlichkeit. Der hat einen Plan und sich für etwas entschieden und es durchgezogen. Was ihn dazu bewegt, werden wir nie wissen. Aber in sein kleines goldenes Büchlein werden wir es eintragen.
Heute verdoppeln die drei Letzten ihr Gewicht. Einer ist Ignaz, der das bei seinen 460 g Geburtsgewicht natürlich auch schon etwas früher hätte schaffen können, der aber, wie wir wissen, ein langsamer Stoffverwechsler ist. Heute hat er schon wieder 50 g aufgepolstert, das sind in zwei aufeinander folgenden Tagen stattliche 100 g, und so macht er eine Verdoppelungs-Punktlandung bei 920 g. Tärä! Die anderen Ignazbeiden sind Indra und Iltschi, deren 520 g Startgewicht naturgemäß eine erheblich anspruchsvollere Herausforderung darstellte. Indra legt heute 30 g drauf und landet ebenfalls punktgenau bei 1040 g, während Iltschi mit 60 g einen doppelt so großen Sprung macht und die Waage mit 1050 g belastet. Das heißt aber auch, und das ist keine Überraschung, dass Ignaz der einzige Idefix ist, der unter einem Kilo verharrt und somit den Namen zurecht trägt. 60 g packt sich Irax drauf und zieht dahin und die Karawane mit Abstand und 1250 g hinter sich her. Bemerkenswert ist, dass es sich Isi leisten kann, einen Tag mit Nulldiät einzulegen und dennoch mit 1130 g den zweiten Platz zu halten. Iberl bleibt mit 80 g plus mehr als nur am Ball, sondern ersäuft sich mit 1090 g den dritten Rang. Bleiben noch zwei, die wie Iltschi heute mit 1050 g in die Bücher eingetragen werden: Ilmo +30 und Inouk +20. Dem hat wohl das Betthupferl gefehlt, weil er sich aus der Mensa entfernte und ins Schnullerlager gewechselt war.
Faschingsdienstag, 05.03.2019
Es ist wieder etwas wärmer geworden und der Wind hat sich etwas beruhigt, aber abgezogen ist er noch nicht.
Zum Ende der zweiten Woche rollt der Betrieb beim Blues in routinierten Abläufen: Fianna verbringt große Teile der Nacht bei ihren Kindern, Hedda die ganze Nacht bei uns, möglichst weit weg von den Kindern. Die Idefixe verbringen die Nacht natürlich in der Schnullerbox, liegen aber tagsüber fast durchgehend im Kudde oder davor auf dem Boden. Die Chefin vollzieht den Morgenappell mit Kistendienst und Wiegen, der Assi verschläft diesen Teil meist, weil er weiß, dass er demnächst als Küchenreiniger ausgeschlafen, fit und sehr stark sein muss. Die Mutter pflegt und speist ihre Kinder, Hedda lauert im Hausgang auf den Ausgang. Der Rest des Tages geht in die üblichen Tagesabläufe über und entwickelt sich den Rahmenbedingungen entsprechend.
Die Gewichte zäumen wir heute einmal von hinten auf und wundern uns nicht, dass wir dort zuerst über Ignaz stolpern: 990 (+70); stramme Leistung und doch knapp vorbei. Einen Paarlauf unter Männerfreunden liefern Ilmo – Körperpflege muss seinsich Inouk und Iltschi, beide 50 plus und 1100. 1120 g bringen Ilmo (+70) und Iberl (+30) auf die Waage, was natürlich nichts anderes bedeutet, als dass Iberl nur einen Tag auf dem Stockerl verbringen durfte. Indra erinnerte sich an fülligere Zeiten und versucht mit 90 g, an diese wieder anzuknüpfen (1130): dritter Stockerlplatz von Iberl übernommen. Verbleiben die beiden Granden, die sich nicht übernehmen mussten, um ihre Position zu wahren. Beide gönnen sich sparsame 40 g, das macht für Isi 1170 und für Irax 1290. Zwischen Zar und Zausel klafft ein Loch von 300 Gramm, und dazwischen nimmt sich das Volk gegenseitig die Butter vom Brot. Es geht halt zu wie im richtigen Leben bei den Idefixen.
Wenn sich schon nicht allzu viel ereignet im kleinen Blues-Kosmos, werfen wir eben wieder einen Blick aufs Wesentliche: die Persönlichkeitsentwicklung. Schließlich wollen alle einmal einen schillernden Charakter, eine echte Type mit nach Hause nehmen und kein blickdichtes Allerweltsmodell. Inouk, beispielsweise, erweitert gerade seine Ein- und Ausstiegstechniken. Während seine Geschwister ineinander verknäult im Kuddebett ruhen, macht er sich auf den Weg und kugelt über den Rand nach draußen. Und weil es ihm dort alleine zu öde ist, findet er schnell die Technik, wie man seinen dicken Po wieder hineinwuchten kann; das kostet etwas Mühe und Muskeleinsatz (bayer.: Irxenschmalz), aber er schafft es. Und ob es daran liegt, dass er daran Gefallen gefunden hat oder selbst nicht so recht an seine Fähigkeiten glauben mag: Er macht's gleich nochmal, raus und wieder rein, diesmal schon deutlich geschmeidiger. Und nochmal. Und nochmal. Dann verlassen ihn die Irxen und er legt sich zu Mama und erzählt ihr von seinen großen Taten.
Gestern konnten wir Inouk beobachten, wie er sich von seinen im Kudde schlafenden Geschwistern entfernte und in die Kiste zum Schlafen wackelte, heute liefert uns Indra das genaue Gegenteil. Weil wir die Bande kurzfristig in der Schnullerbox kaserniert hatten, um anderen Dingen des Alltags nachzugehen und sie nicht unbeaufsichtigt lassen wollten, lagen alle dort zusammen und schlummerten. Als wir uns wieder um sie kümmern konnten, nahmen wir das Sperrbrett wieder weg. Nach kaum drei Minuten wirft Indra einen Blick rundum, stemmt sich zwischen ihren Geschwistern hoch und legt sich auf das VetBed vor der Kiste. Und da richtet sie sich häuslich und bequem ein, während ihre Geschwister bis zum nächsten Milchappell in der Kiste verweilen, obwohl auch sie zwischendurch einmal wach werden und sich neu sortieren und orientieren müssen. Jeder Tag legt neue Steinchen ins Idefix-Mosaik.
Generell gilt, dass die Zwerge die Kiste konsequent ignorieren, allerdings einen Umschluss, wenn er nötig ist, still dulden. Noch! Bevorzugt liegen sie nun dort, wo die verbrauchte Kraft sie stranden ließ, im Kudde, direkt vor dem Kudde oder auch schon mal unter dem Tisch davor. Und das bedeutet für uns ab sofort: Augen auf und Füße am Boden lassen. Die Gefahr, einen Idefix zu einem Ideflat zu treten, wächst jetzt stündlich, weil ihr Investigationstrieb sie nun schon zu größeren Ausflügen antreibt. Die Zukunft sieht schlurfende und zum Boden starrende Rudelführer und jauchzende, sich frei entfaltende Milchzwerge.
Fianna, topfit für die kommenden AufgabenNun liegen die ersten zwei Wochen der Idefixe erfolgreich hinter uns. Die Krallen haben wir ihnen noch immer nicht geschnitten, was jetzt wirklich dringlich ist, und einen Kurzaufenthalt im Garten wollten wir wegen der stürmischen Wetterlage und den teils frischen Temperaturen auch noch nicht wagen. Jetzt stehen also die Wochen der Verdichtung bevor: Krallenpflege, Solitärfütterung, Entwurmung, Action, Erlebnispark, Spaziergänge, und was uns sonst noch alles einfällt, und natürlich Besucher, denn ab heute sind unsere Türen für Interessenten, Käufer, Freunde, Nachbarn und Neugierige aller Art weit offen. Anrufen, mailen, whatsappen und kommen – Besucher sind herzlich willkommen. Denn, was haben wir in dieser Woche gelernt? Je mehr die Idefixe gelickt und geliked werden, desto toller entwickeln sie sich. Machen wir uns ans Werk!