4. Woche (13.03.2019 - 19.03.2019)
Mittwoch, 13.03.2019
IltschiMit dem Ende dieser Woche werden die Idefixe die Halbzeit bei uns hinter sich gebracht haben. Sie werden viel Neues kennengelernt haben und uns so ans Herz gewachsen sein, dass wir sie nicht mehr weggeben wollen. Denn diese vierte und die fünfte Woche sind die mit der knuffigsten und herzmörderischsten Ausstrahlung: Das Babyschema kommt zur vollen Entfaltung, aus den Maulwürfen sind Hunde geworden, aber solche, die noch küssen anstatt zu beißen. Und sie versuchen alles mögliche, schaffen auch schon sehr viel, sind aber meist noch so tapsig, dass einem das Herz weich wird.
Das Wetter begleitet uns mit einem unerfreulichen Aprilmix aus Regen, Wind und gelegentlicher Sonne. Die Temperaturen bewegen sich sehr stabil zwischen 3 °C und 7 °C. Wenn man Optimist ist, kann man einen Trend zur Besserung erahnen, wenn nicht, weiß man, dass dieses Wetter in dieser Jahreszeit wenig Hoffnung auf Besserung zulässt.
Da Fiannas leidende Zitze fast schon wieder genesen ist, konnte sie ihre mütterlichen Dienste auch wieder in vollem Umfang erfüllen, deren Einschränkung gestern zu einer Gesamtbilanz auf der Waage von bescheidenen 310 g geführt hatte, wobei Ignaz gleich 50 g abgenommen hatte. Gestern gab es jedoch die erste Fleischmahlzeit, die Tatarbällchen, und dementsprechend neugierig sind wir auf das heutige Wiegeergebenis. Dabei werden wir immer wieder in unserer Beobachtung bestätigt, dass die großen Verlierer des einen Tages Ignazdie ebenso großen Gewinner des nächsten sind und die Kriegsgewinnler von gestern müssen ihren Triumph meist erst einmal sacken lassen und verdauen, während die gemäßigten Portionierer ihr gemäßigtes Niveau weiterführen. Wenn also Ignaz gestern 50 g verloren hat, dann hätte sein Bedürfnis nach Ausgleich besonders stark sein müssen, und das war es: +140 g (1460)! Iberl beantwortet dagegen die 100 plus von gestern mit +20 g (1660). Irax hält Regelwerke offenbar für weit überschätzt und kontert die 120 von gestern mit 90 g heute (1850). Isi beendet ihre gestrige Nullrunde mit +90 (1680). Die anderen liegen mehr oder weniger im mittleren Segment: Indra +30 (1520), Ilmo +40 (1550), Inouk +70 (1630) und Iltschi +20 (1650). Das alles summiert sich heute auf stattliche 650 g.
IberlTraditionell nutzen wir die erste Gelegenheit nach zwei bis drei Wochen, die Welpen ins Freie zu einem Foto-Shooting zu bringen, um brauchbare Bilder zu bekommen. Heute ist das Wetter zwar nicht brillant, aber die Sonne zeigt sich immer mal wieder, und 7 °C sind für wenige Minuten für die Welpen auch nicht zu kalt. Zu kalt wäre es allerdings für den bäuchlings im Gras liegenden Fotografen, wenn er sich nicht mit einer Isomatte schützen würde. Doch bevor der erste Welpe seinen Auftritt bekommt, entdeckt Hedda den auf dem Bauch ruhenden Fremden in ihrem Garten und stürzt sich mit Gebrüll auf ihn – bis sie ihren Irrtum Ilmo geht schon auf Entdeckungstourbemerkt und sich dennoch auf ihn stürzt, allerdings nicht mehr mit Gebrüll, sondern mit vollem Körpereinsatz und ihrer ganzen Zuneigung. Hundeliebe kann sadistische Züge annehmen. Schnell sind die Zärtlichkeiten ausgetauscht und die Welpen bekommen ihren Auftritt, einer nach der anderen werden sie auf ein VetBed platziert und abgelichtet. Da das Wetter diesen Tag des ersten Freigangs etwas weiter nach hinten verschoben hat als in den vorherigen Würfen, sind sie alle sehr relaxed, sehen sich einigermaßen entspannt um, und Irax, Ilmo und Indra verspüren sogar Lust auf einen kleinen Ausflug von ihrer Decke ins Gras. Das machen sie alle wirklich sehr professionell. Auch an diesem Beispiel zeigt sich, wie viel Entwicklung sich in wenigen Tagen abspielt.
Indra Weil die Knirpse so selbstsicher sind und alles wegstecken, als könnten sie noch mehr ab, konfrontieren wir sie noch mit der ersten Milchfütterung abseits von Mamas Bar. Ein kleines Schälchen mit der selbst angerichteten Welpenmilch (125 g Magerquark, 150 ml Ziegenmilch, 3 Eigelb, 3 El Distelöl) werden jedem einzeln vor die Nase gestellt, die wir ihnen kurz in das Schälchen tauchen – und schon geht die Schlabberei los. Praktisch alle meistern dieses kleine Husarenstück souverän, was eben auch wieder auf die rund vier Tage fortgeschrittene Entwicklung zurückzuführen ist. Was haben ihre Vorgänger nicht alles an Komödie geliefert, was haben die sich angestellt! Die hier schlabbern und sauen sich ein, weil ihnen gelegentlich der Kopf in die Milch purzelt, aber sie wissen, worum es geht und wie sie sich anzustellen haben.
Wir sind richtig stolz auf unsere Idefixe, und sie sind ziemlich platt nach all den Aufregungen heute.
Donnerstag, 14.03.2019
Wer es noch nicht glauben wollte, dass diejenigen recht haben, die heuer ein verregnetes Frühjahr vorhersagen, und dazu gehört auch unser allseits geschätzter Hundertjähriger, der muss sich nun belehren lassen: Der März gefällt sich unter der Dusche. Im Laufe des Tages wird es immer lausiger draußen, der Regen nimmt stetig zu und der Wind bläst sich auf. Mehr als 5 °C sind uns nicht gegönnt. Landregen und Seewind, das ist es, wonach sich kein wintermüdes Herz sehnt. Nur die Bauern strahlen über alle Backen, weil sie ihre Gülle ausbringen können und das Wasserdefizit des letzten Jahres auf dem besten Weg ist, in Vergessenheit zu geraten.
Sehen wir uns erst einmal die Gewichtstabelle an, bevor wir uns in meteorologische Verzweiflung stürzen; vielleicht liefert sie ja Anlass zu ausgelassener Freude. Doch das Ergebnis ist durchwachsen, was an den unterschiedlichen schöpferischen Qualitäten der Milchschlabberer liegen könnte. Immerhin war die erste InoukBegegnung mit einem Schüsselchen eine besondere Herausforderung, der nicht alle in gleichem Maße gewachsen waren. Da wäre beispielsweise der dauerpräsente Alleswager Inouk, immer vorn dran, immer on tour, aber an der Milchschale schien er überfordert zu sein: -30 g (1600). Dennoch kein Grund, sich über ihn Sorgen zu machen; bei seinem Aktionsradius ist eine schlanke Taille immer von Vorteil. Auch nur von spärlichem Erfolg war Isi gesegnet, die langsam ihren weiblichen Genen Tribut zollen muss und den Anschluss an die männliche Führungsriege verliert: +10 g (1690). Den Hammer holte wieder einmal Irax heraus. Mal sehen, welche Qualitäten er sonst noch entwickeln wird, aber in Sachen Nahrungsaufnahme ist er jetzt schon unschlagbar: +130 (1980) – einsame Spitze. Sehr einsame Spitze. Alle anderen bewegen sich in den üblichen Margen, wobei der fixe Ignaz auch wieder mitten in der Kapelle ist: +70 g (1530). Damit ist er zwar immer noch der Leichteste, aber er robbt sich heran. Iberl macht 80 g gut und steht jetzt auf 1740. Indra löffelt sich 60 g hinein (1580) und bei Ilmo (1620) und Iltschi (1720) sind es jeweils 70 g. Das ergibt zusammen 460 g, die Fianna nicht mehr alleine aufbringen musste. Es läuft.
Und weiter geht es mit den rasanten Entwicklungsschritten, die heute besonders auffällig bei Isi zu beobachten sind: Sie hat nämlich den kleinen Galopp entdeckt. Immer wieder bringt sie ihre Stummelbeine besonders flink in Bewegung, wieselt herum wie Super-Super-Super-Pep in der Coaching-Zone, und scheint die verdutzten Blicke ihrer Geschwister zu genießen. Wer kann schon sagen, ob es dieser gesteigerte Bewegungsdrang ist, der sie in der Gewichtsbilanz abrutschen lässt, oder das reduzierte Gewicht die Bewegungsfreude anfeuert. Das alte Thema Ursache und Wirkung bleibt wieder einmal ungelöst.
Nach den Fleischbällchen vorgestern und den Milchschälchen gestern, steht heute Abend der nächste Schritt hin zum gestandenen Hovawart auf dem Plan: Die gemeinschaftliche Milchspeisung aus dem Futterring, also so Auf der Suche nach dem richtigen Drehetwas wie das gemeinschaftliche Löffeln der Milchsuppe in bayerischen Bauernfamilien. Das werden zwar die wenigsten der Idefixe später praktizieren müssen, weil sie Singulärprinzen und -prinzessinnen sein werden, aber diese Fütterung unterstützt die soziale Entwicklung der Knirpse und erstickt eine Futteraggression frühzeitig. Was bei bayerischen Dreh gefundenBauern funktioniert, sollte bei den Idefixen auch klappen. Ihre Vorgängern haben sich auch sozialverträgliche Tischsitten angewöhnt. Die Welpenmilch kommt in den Futterring, der kommt auf ein Laken auf den Boden und dann tönt, wie zu allen Zeiten beim Blues, der unvermeidliche Futterruf "Matze, Matze, Matze", zum ersten Mal. Und schon kommen sie angewieselt, nicht, weil sie dem Ruf folgen, sondern, weil sie jedem Laut folgen, der ein Versprechen sein könnte. Aber diesem Ruf werden sie nun bis zum Auszug beim Blues täglich folgen, und sie werden noch als alter Hund die Ohren spitzen (!), wenn er an ihr Ohr dringt. Heute klappt es erwartungsgemäß noch nicht bei allen, weil sie der eine oder die andere wieder in irgendeine Ecke festgerannt hat, aber dann werden sie eben zur Futterstelle expediert und stürzen sich dazwischen und hinein. Alle kein Problem, ob Fleisch, ob Milchschälchen oder Futterring: Was nach Nahrhaftem aussieht, wird akzeptiert. Das kriegen heute auch alle super hin, als die absoluten Supermampfprofis erweisen sich jedoch Irax, Inouk und Indra, die sich geben, als hätten sie nie etwas anderes gemacht, als diesen Ring auszuschlabbern. Fianna und Hedda üben sich derweil in Geduld; sie bekommen anschließend den Rest aus der Rührschüssel und dem Ring, den sie gemeinschaftlich mit den Idefixen blank polieren. Ja, auch Hedda, überwindet sich, zieht dann aber doch die Rührschüssel vor. Gut Ding ist schon viel besser geworden, will aber immer noch ein bisschen Weile haben.
Das sieht alles schon sehr schön aus mit den Idefixen, am schönsten ist aber, dass Fiannas leidende Zitze wieder völlig gesund und einsatzbereit ist.
Freitag, 15.03.2019
Heute laufen wir in richtiges Sturm- und Regenwetter hinein. Es ist zwar mittags wärmer als gestern, aber viel nasser und vor allem noch viel stürmischer. Und das soll, wie man hört, noch längst nicht alles sein. Der Wetterbalg hat noch Körner im Sack, die er uns um die Ohren blasen möchte. Und jetzt vergeht auch den fröhlich odelnden Bauern das Lachen, denn Lukretia feucht, Kornsäcke leicht. Ja, wurscht, sagt da der bayerische Milchbauer lakonisch, was interessieren mich die Kornsäcke; das Gras wächst auch bei Sintflut. Aber nicht, wenn die Böden steinhart gewalzt sind, dann wachsen bei anhaltendem Lukrezia-Wetter bald Seerosen auf den Wiesen, schön anzusehen, aber wohl nicht das erhoffte Rinderfutter.
Isi mit Mama im vertrauten GesprächNun wollen wir wissen, wie sich die gestrige Ringfütterung auf die Taillen der Idefixe ausgewirkt hat und sind sehr zufrieden. Wir arbeiten uns zur Abwechslung mal von oben nach unten durch, und oben steht, wer hätte das gedacht?, Irax, der als erster Vierpfünder gelistet werden kann: 2030 g (+50). Ihm folgt in weitem Abstand Iltschi: 1830 (+110); ihm scheint die Restaurant-Variante gut zu tun und zu munden. Iberl belegt mit 1780 g den dritten Platz (+40). Ilmo (+110) und Isi (+40) teilen sich den nächsten Platz mit 1730 g. 1690 g (+90) bringt Inouk auf die Waage – und Ignaz ist nicht mehr der Letzte, jedenfalls nicht der alleinige Letzte: Er hat mit satten 90 g plus zu Indra (+40) aufgeschlossen. Beide melden 1620 g. alle zusammen haben 570 g aufgelastet und machen einen kerngesunden Eindruck.
IgnazIgnaz ist tatsächlich ein richtig stämmiges und kompaktes Kerlchen geworden, weil er sich auch mit Vergnügen den neuen Essgewohnheiten hingibt. An Mamas Bar wird er manchmal schon ein wenig weggerempelt, aber am Ring kann er sich ein wenig besser mit den Hinterbeinen einstemmen und seinen Platz verteidigen. Ilmo ist eher das Gegenteil von Ignaz: Er zieht das Muttibräu vor, die neue Art von Rittergelage behagt ihm gar nicht. Er verweigert sich nicht, aber verlässt den Ring, sobald er das erste Sättigungsgefühl verspürt.
Da muss er jetzt durch, denn mittags und abends geht es wieder mit allen Nachschlag für Iberl und Iltschianderen in den Ring. Was gestern noch mit der Frage behaftet war: Was ist das, was soll das, wie geht das?, ist mittags schon ziemlich gut beantwortet und abends bereits zur Selbstverständlichkeit geworden: Sie hocken und schlabbern, als ob sie nie etwas anderes gemacht hätten. Vor allem die beiden Damen neigen zu sehr rustikalen Tischsitten, indem sie einmal im Kreis durch den Ring panzern. Dementsprechend verklebt kommen sie anschließend aus dem Gelage. Aber sogar Ilmo wird langsam lockerer und findet sich mit der Ellenbogenbar ab. Aber nie würde er auf die Idee kommen, sich wie eine Sau durch den Trog zu schieben. Das ginge wirklich zu weit.
Zwischen den Mahlzeiten üben sie engagiert fürs Leben. Isi trainiert mit Leidenschaft und ausdauernd den gestern entdeckten Galopp und rammt schon mal einen Schläfer beiseite, alle zusammen bemühen sich intensiv Iraxum den Spielwarenpark, obwohl ihnen noch die Kraft zu bemerkenswerten Aktionen fehlt. Aber am Ohr des Krokodils knabbern geht, vermutlich weil es sich vom Ohr eines Geschwisters kaum unterscheidet. Inouk macht Kilometer und ist eine ständige Gefahr für uns, also genau genommen ist er ein fröhlicher Selbstmörder. Irax legt sich gern mal mit Isi an, die ihm dafür auf die Ohren haut und Ignaz muss sich am laufenden Band unter einem Geschwisterhaufen herausarbeiten, unter den er geraten ist. Iltschi ist auch ein ewig Präsenter und Allgegenwärtiger, vor allem aber ist er überall dabei; wo ein Fass aufgemacht wird, jubelt er "Oans, zwoa, g'suffa". Sie sind eben alle neugierig, richtig pfiffig und beginnen langsam, unser seelisches Gleichgewicht auf die Probe zu stellen. Und Fianna hält ihren Bauch hin (jetzt schon häufiger im Sitzen) und leckt mit stoischem Pflichtbewusstsein die Lachen ihrer Kinder auf. Manchmal haben wir den Eindruck, dass sie gegen unsere tätige Mithilfe nichts einzuwenden hat. Ist ja auch ein anstrengendes Leben als Mutter von acht kleinen Nervensägen.
Samstag, 16.03.2019
Es stürmt und stürmt und stürmt. Allerdings hält sich der Regen sehr zurück. Nach den Orkantiefs Bennet und Eberhard haben wir es nun mit Heinz und Igor zu tun. Schön, dass sich letzterer wenigstens an die aktuelle Nomenklatur des Blues hält und ein I seinen Namen anführt. Darin können aber nur wir ein bisschen Trost finden, alle anderen haben zu Recht langsam die Nase voll von diesem stürmischen Frühjahr. Nachmittag ist Igor dann weiter gezogen, vielleicht nach Russland zu Väterchen Frost, und hinterlässt einen sonnigen Bayernhimmel mit bis zu 18 °C. Da sich auch im Laufe des Tages keine Wolken mehr finden lassen, die unseren Nachthimmel wärmen könnten, rutscht das Thermometer nachts wieder auf unter 0 °C ab. Macht nichts, nachts darf es schon noch ein bisschen kühlen, aber für die kommenden Tage hätten wir schon gerne ein bisschen Blau und Wärme für die Freiluftsaison der Idefixe. Mit der andauernden Käfighaltung sollte es nämlich allmählich ein Ende haben.
Der Welpenparcours entstehtWir nutzen das freundliche Wetter zum Aufbau des Welpenparcours im Garten. Mit von der Partie ist wieder das erfahrene und zuverlässige Hiasl-Team, also die Wasserträger und Nachlassverwalter von Heddas Bruder Hias, der nur einen Kilometer Luftlinie entfernt Hof hält. Erst wird der noch nicht aus der Dachkammer befreite Rest des Welpenkrams ... und stehtgeholt, also alle Parcours-Utensilien und Spielzeug. Dann wird der Zaun gebaut und gleichzeitig die Idefixe in den Garten gebracht. Die sollen sich ruhig anschauen, welchen Aufwand wir ausschließlich für sie betreiben, von dem, was sie letztlich von unserem Garten übriglassen werden, wollen wir schon mal gar nicht reden. Nach vier Wochen und unter 32 Welpenbeinen (alle anderen vier- und zweibeinigen Besucher und Mitbewohner unberücksichtigt), könnten wir uns veranlasst sehen, einen neuen Rasen auszubringen. Wir werden diese Erwägungen gegebenenfalls noch rechtzeitig in die Preiskalkulation für die Welpen einfließen lassen.
Das Transit-Team im EinsatzDas Welpenparadies ist nicht ohne den weithin bekannten Blues-Transit denkbar, der das Welpenhabitat Küche mit dem Gartenparadies so verbindet, dass der dazwischen liegende Wohnbereich den hin- und herziehenden Vandalen, vor allem deren Zähne und Ausscheidungsorgane, nicht zum Opfer fällt. So zerschneidet der Transit unser Wohnzimmer in einen Ess- und einen Lümmelbereich wie eine bayerische Autobahn ein einstmals zusammenhängendes Biotop. Der Unterschied zwischen ihr und unserem Transit ist der, dass die bayerische Bürokratie für die Überwindung der Autobahn gelegentlich Unterführungen oder Wildbrücken einplant, was in unserem Fall nicht Der Transit ist einsatzbereitgenehmigt wurde, weshalb uns nun vier Wochen Steigegymnastik über 50 Zentimeter hohe Hürden bevorstehen, so eine Art Family-Stepping. Wer als behauptet, Welpenaufzucht erschöpfe die Substanz der Züchter und brächte sie an ihre physischen Grenzen, unterschlägt die leistungssteigernden Wirkungen solcher Übungen. Zumindest gilt das für den Blues. Andere sollten sich dann eben auch einen Transit zulegen, anstatt ihren körperlichen Zerfall zu beklagen. Bestimmt werden auch wir nach den acht Wochen den Strapazen Tribut zollen müssen und in einen tagelangen Tiefschlaf fallen, dabei allerdings so geschmeidig sein, dass wir den alle zusammen in der Schnullerbox zubringen könnten.
Fast zwei Stunden sind die Idefixe jetzt im Garten, begutachten unsere Bemühungen um den Aufbau ihres Freigeheges, wackeln ein bisschen herum, halten ihren Aktionsradius noch sehr beschränkt. Einerseits ist natürlich alles noch sehr fremd hier und will erst entdeckt werden, andererseits sind die gemessenen 17 °C nachmittags nur gelegentlich zu verspüren. Wenn Wolken sich vor das Welpenparadies schieben, fühlt es sich erheblich frischer an, weswegen sie sich in einem Korb oder bei den Menschen zusammenrotten und Wärme austauschen. Früher haben wir anfangs meist nur einen kleinen Teil des Gartens für die Kinder bereitgestellt, weil deren Radius sowieso sehr eng ist, aber seit dem letzten Wurf wird er sofort komplett aufgebaut, um nicht ein zweites Mal an die Arbeit zu müssen. Aber dafür ist die ganz große Freiheit eben im Moment noch zu übermächtig für die kleinen Entdecker. Es wird ja eh nicht lange dauern, bis sie sich das alles untertan gemacht haben werden.
Inouk am TrockenfutterpüreeHeute Vormittag wird der Speiseplan ein weiteres Mal erweitert, und zwar um püriertes Trockenfutter. Das Trockenfutter wird in Wasser eingeweicht, püriert und mit einem Esslöffel Ulmenrinde angereichert. Ulmenrinde unterstützt den Magen- und Darmtrakt und soll bei der Gewöhnung an die verschiedenen neun Reize jenseits der Muttermilch einen Durchfall verhindern. Bisher haben wir damit beste Erfahrungen gemacht. Den Idefixen ist das neue Angebot, mit oder ohne Ulmenrinde, sowieso erst einmal suspekt, was allerdings nur wenige Sekunden anhält, dann, nach dem ersten Abtasten und Reinschmecken, hauen sie sich voll wie die Landsknechte und kommen sofort damit klar. Vor allem Ignaz zögert anfangs beharrlich, gibt dann aber so Gas, dass er am liebsten noch einen Nachschlag bestellen würde.
Diese Umstellung ist also auch gelungen, jetzt müssen wir noch die Stoffwechselendprodukte abwarten – und eine Wasserschale bereitstellen. Die Flüssigkeit über die Muttermilch reicht jetzt nicht mehr aus. Indra ist die Erste, die sich mit dem Wasser beschäftigt und auch gleich weiß, was man damit tun kann. Und schon züngelt sie hinein.
Was das Trockenfutter für die Gewichtstatistik bringt, werden wir morgen wissen, heute gilt es zu überprüfen, wie sich die Milchgabe gestern aus dem Ring ausgewirkt hat. Möglicherweise lassen die Gewichte auf das Sozialverhalten an der Gemeinschaftstafel schließen. Der erste Blickfang ist der Gesamtumsatz: 660 g. Der zweite Blick fällt auf Isi: 200 g! Das könnte in die Kategorie Sozialschmarotzer einzusortieren sein, weil sich demnach sieben Geschwister mit 450 g bescheiden müssen. Also von oben nach unten in der Auflastungstabelle: Isi 200 g (1930). Damit ist sie wieder auf den zweiten Rang gerückt. Iberl folgt mit Anstand und 120 g (1900), dritter Rang. Inouk genehmigt sich 100 g (1790), sechster Rang. Somit bleiben für fünf Idefixe noch 240 g übrig; das sieht alles nach Nahkampf im Ring aus. Von diesen 240 g nimmt sich Ilmo 90 g (1820), fünfter Rang, und Indra zweigt sich 80 g ab (1700), siebter Rang. Der Rest verteilt sich auf Iltschi Auf einem leeren Drehtablett nimmt sogar Irax nicht zu(+50, 1880), vierter Rang, und die beiden Schlusslichter mit jeweils 10 g: Irax (2040, 1. Platz) und Ignaz (1630, 8. Platz). Dass Ignaz nach seiner zögerlichen Annäherung nicht zum König des kalten Büffets werden würde, war klar, aber Irax' Zurückhaltung muss uns entgangen sein. Kein Tag ohne Überraschungen. Isis Ringexzess ist optisch unübersehbar, denn sie nimmt allmählich die Form eines Ritter Sport-Riegels an: quadratisch eben und rotiert jetzt wie ein kleiner Kugelporsche durchs Revier. Gute Güte, wenn die so weitermacht, müssen wir sie doch auf Fastendiät setzen. Doch bei genauer Betrachtung ist sie nur proper, keinesfalls adipös. Das verwächst sich mit der Pubertät.
Bei seiner Nachmittagsrunde schaut Heddas Bruder Hias noch kurz herein und stürzt sich, ganz anders als Hedda und Halina, mit schierer Freude auf die Idefixe, spielt sie an, quietscht und bellt um sie herum, schiebt sie mit der Nase durch den Garten, hat Sternchen in den Augen und würde am liebsten alle einpacken und mitnehmen. Der Hias, ein Halbruder und guter Onkel, wie man ihn sich wünscht.
Aber nun ist für heute wirklich genug geboten gewesen. Nach so vielen Abenteuern fallen alle zusammen in einen traumlosen Schlaf. Kaum einer zuckt und hickert. Es ist ziemlich still diese Nacht im Idefix-Habitat.
Sonntag, 17.03.2019
Sonniger Gertrudentag, Freud’ dem Bauer bringen mag. Und weil wir keine Bauern sind, aber Hausgärtner, freuen wir uns über: Ist Gertrud sonnig, wird’s dem Gärtner wonnig. Denn es ist ein sonniger Gertrudentag heute, der sich bis zu 17 °C aufschwingt. Ein wenig Unsicherheit macht sich allerdings breit, weil wir morgens -2 °C messen und der Hundertjährige postuliert: Friert’s an Gertrud, der Winter noch vierzig Tage nicht ruht. Kann Freud und Leid so nah beisammen liegen? Wir lehnen das ab und legen fest, dass mit Tag auch Tag gemeint sein muss und nicht der nächtliche Morgen oder die morgendliche Dämmerung. Alles, was recht ist! Wo kämen wir da hin?
Morgens, in der Dämmerung, als uns wegen der Temperaturen noch vierzig Tage Winter drohten, weckt uns Fianna, weil sie zu ihren Kindern will. Sie schläft nun ja wieder fest bei uns, aber morgens treibt es sie hinab, allerdings geht das nicht alleine: Frauchen muss mit. Mit ihr nach dem Rechten sehen. Loben und Pfötchen halten. Doch Frauchen bittet um gnädigen Aufschub, der ihr gewährt wird, allerdings nur etwa zehn Minuten, dann wird die Habitatsinspektion unumgänglich. Frau Chefin torkelt mit ihrer Mutterhündin in die Küche, und sie stellen gemeinsam fest, dass es keinen Grund zur Inspektion gegeben hätte, weil hier alles in bester Ordnung ist, die Kinder still und protestfrei in der Box schlummern, besser: schlummerten. Denn jetzt sind sie wach und bestehen auf Beachtung, Freilassung und ein erstes Frühstück. So beginnt dieser Gertrudensonntag – nicht jedoch für den Assi, der nicht gebeten wurde, nicht gemeint war und deshalb abwartet, bis die Temperatur über Null ist und baldigen Frühling im Gepäck hat. Die beiden erledigen das da unten schon ohne ihn. Nicht lange ist ihm diese Abstinenz vergönnt, aber in diesen Zeiten ist jede Minute mehr wertvoll.
IlmoSein erster Blick fällt auf die Gewichtstabelle, weil er natürlich auf die Erfolge der Trofu-Fütterung neugierig ist. Und was er sieht, ist eine Explosion, die keine Mutterhündin leisten könnte: 910 g! Lassen wir einfach die Kiloparade kommentarlos an uns vorüberziehen und beginnen beim Anführer Irax. Irax 2150 (+110), Iltschi 2100 (+220), Isi 2040 (+110), Iberl 2010 (+110). Iltschi, Isi und Iberl haben damit auch das Vierpfünder-Abzeichen erworben. Ilmo 1900 (+80), Inouk 1870 (+80), Indra 1770 (+70) und Ignaz 1760 (+130). Es steht außer Frage, dass das Trockenfutterpüree allseits gut ankommt, und auch Ignaz voll überzeugt ist, während Ilmo noch der einzige ist, der ein wenig fremdelt und sich vielleicht eher über ein Kindermenü bei McDonald's freuen würde. Aber der Futterneid drückt es rein und wird ihn auch schnell überzeugen.
Erstens, um dieser Überzeugung ein wenig Nachdruck zu verleihen und zweitens, weil die Darmauslieferungen der Idefixe geradezu beispielhaft fest und wohlgeformt sind, zögern wir nicht, morgens gleich wieder auf das Trockenfutterpüree zu setzen, das nun schon auf große Begeisterung stößt. Bedrohte Hungerhaken wie Isi sorgen für ausreichenden Kaloriennachschub, indem sie sich wie ein Panzer einmal durch den Ring arbeiten und ihre Geschwister vom Trog kicken. Andere liegen quer über der Schale, die Hinterbeine auf ihrer Ausgangsseite, Vorderbeine und Nase auf der Gegenseite in der Pampe. Nun ja, an den Tischsitten müssen wir noch arbeiten.
Da man jeden schönen Tag nutzen sollte, steht heute natürlich wieder Freigang auf dem Programm, zumal die Prognosen für die nächsten Tage nicht viel Gutes ahnen lassen. Doch stellen immer noch die Terrasse und das darauf befindliche Bett den Rahmen der Idefix-Mobilität dar; viel weiter wagen sie sich nicht hinaus, einzelne gelegentlich, aber sie sind schnell wieder zurück. Erst einmal, so die Devise, Terrasse abspeichern, dann Kreise ziehen, denn der Fluchtpunkt muss für alle Fälle eine sichere Bank sein. Wenn man sich im Ernstfall erst zurechtfinden muss, ist es für die Orientierung zu spät. Sie sind also nicht feige, die Idefixe, sondern höchst klug. So läuft das hier noch alles sehr moderat ab, keine Hektik, kaum Kämpfe, wenn dann nur Kämpfchen, kein Akustikterror, sondern herum stapfende, sich orientierende, auf den Arm genommene oder schlafende Zwerghovis. Ein kleines Idyll, das es zu genießen gilt.
Klug verhalten sich die Kleinen auch bezüglich ihrer Ausscheidungslogistik, denn kaum dass der Transit ein Teil ihres Lebensraums geworden ist, allerdings der, im Vergleich zu Küche und der Terrasse, am wenigsten genutzte, wird er von den Idefixen umgehend zur Sanitäranlage erkoren, was wieder einmal belegt, dass ein Hund, der die Möglichkeit hat, sich von seinem Lager zu entfernen, seine Notdurft möglichst weit entfernt verrichtet. Durchgängig kriegen sie das allerdings nicht hin, weil sie, wie alle Kinder, oft genug von ihrem Darm oder ihrer Blase überrascht werden und dann eben dort liefern, wo sie gerade sind.
Damit muss man sich abfinden, obwohl man von idealen Verhältnissen selbstverständlich träumen darf. Ideal sind die Idefixe nicht, aber unwiderstehlich.
Montag, 18.03.2019
Heute endet die Nacht um 3:30 Uhr, weil Fianna zum Zählappell in die Küche stapft, alle Kinder weckt, damit sie auch keines übersieht, ihnen dann auch noch ein Spielzeug aus der Schnullerkiste klaut, was die schlaftrunkene Bande zu Recht empört. Dann stapft sie wieder ins Schlafzimmer, lässt sich schwergliedrig halb auf ihrer Beute Herzliche Morgenbegrüßungnieder und macht wieder Bubu. Außer ihr sind jetzt vermutlich alle im Haus wach. Der Protest in der Küche schaukelt sich auf und hört nicht mehr auf. Fianna hütet schläfrig ihr entwendetes Spielzeug, offenbar ohne schlechtes Gewissen und ebenfalls ohne jegliche Absicht, diesem Treiben ein Ende zu machen. Was taugt ein so viel besseres Gehör des Hundes, wenn es offenbar gegen Lärm immun ist? Das Hoffen auf ein schnelles Ende ist jedenfalls vergebens. Kurz nach 4 Uhr schließen wir die Schlafzimmertür. Fianna lässt das völlig kalt, sie hat ihr Mamaprogramm für heute schon absolviert, und Hedda ist sowieso froh, wenn sie möglichst wenig von denen da unten mitbekommen muss. Wir müssen einsehen, dass es mit dem nächtlichen Einschluss langsam schwierig wird. Lange machen die das nicht mehr mit.
Fianna kümmert sich um das Wohl ihrer KinderAuch tagsüber schleppt Fianna jetzt dauernd Spielzeug herum, das sie ihren Kindern unterjubeln will, Krokodil, Waschbär, Eselskopf, die aber haben keinen Sinn für ihre Offerten und zeigen nun ihr, wahrscheinlich als Retourkutsche, die kalte Schulter. Mütter und ihre Kinder... Und Übermütter erst!
Es ist an der Zeit, sich wieder der körperlichen Entwicklung der Idefixe zu widmen, für die mentale scheint ja Fianna ihre, nicht immer, erfolgreichen Methoden zu haben. Ilmo wäre da zuerst zu erwähnen, weil er offenbar noch immer nicht ganz mit dem Trockenfutter an der Gemeinschaftstafel warm werden will. Er verweigert jeglichen körperlichen Aus- und Anbau und verharrt auf seinen 1900 g (0). Irax ist nach seinem Diättag vorgestern wieder voll in der Spur: 2280 g (+130). Iberl lässt sich auch nichts nachsagen: ebenfalls 130 plus (2140). Und auch die anderen mischen mit: Isi 2130 (+90), Ignaz 1850 (+90), Inouk 1950 (+80), Iltschi 2170 (+70) und Indra 1840 (+70). Das mach zusammen wieder einmal 660 g. Wohlgenährt sehen alle aus, und auch Ilmo hat keine eingefallenen Bäckchen.
Schön langsam müssen wir von den bestrahlten Gipfeln des reinen Kinderglücks hinabsteigen ins Tal und uns den beschwerlichen Mühen der Ebene stellen, wie man so sagt. Wenn der Assi von seiner Einkaufstour (Eier, Eier, Eier, Hüttenkäse, Quark, Klopapier sind die Megarenner auf dem Einkaufszettel), nach Hause kommt, Indra kümmert sich schon mal ums Wischtuchverstaut er nicht, wie gewohnt, die Einkäufe, sondern ist mindestens 20 Minuten mit den Erledigungen der Welpen beschäftigt, die bei seiner Ankunft alle auf einen Schlag wach werden, ihn mit Hurra begrüßen – und aus allen Rohren drücken und liefern. Zwischen den Verrichtungen wird nach Herzenslust gerangelt und gerannt, und da kein Assi (noch nicht mal eine Chefin) überall gleichzeitig sein kann, verteilen sich die Lieferungen ganz schnell flächig und großräumig. Die Mutter beteiligt sich zwar weiterhin an der Beseitigung der flüssigen Lieferungen, aber auch sie kann nicht so schnell lecken, wie ihre Kinder nachliefern. So geht es dahin, das soeben gekaufte Klopapier für die festen Lieferungen. Und die Handtücher für die Flüssigkeiten stapeln sich auf der Kellertreppe für die Wäsche. Es ist jetzt schon langsam ein ganz schöner Saustall. Die Kleinen stört dieses Hin und Her überhaupt nicht, im Gegenteil, sie stören mit, wo immer sie können. Sie setzen sich auf den Wischlappen, sie beschäftigen sich mit dem Klopapier und zählen, ob es noch alle Blätter auf der Rolle hat, sie stehen dem eifrigen Assi auf den Füßen, damit er nicht so schnell vorankommt, sie folgen ins Klo und machen an der engsten Stelle einen Stau, damit die draußen genügend Zeit haben, sich zu entfalten. Als Alleinix unter acht Querschlägern hat man jetzt große Mühe Haltung zu bewahren und den Workflow nicht aus den Auge zu verlieren. Nur Irax hat das Potential, den Contenance-Verlust zu provozieren, weil er bei jeder Gelegenheit dem Assi am Hosenbein hängt und wissen will, wer länger kann. 2280 g haben schon eine beachtliche Zugkraft. Und das alles geht jetzt erst los. Die Ebene wird noch ganz schön beschwerlich. Aber die frohe Botschaft ist, dass die Idefixe immer noch erstklassige Ausscheidungen um den Assi herum verteilen, fest und wohlgeformt, was die Beseitigung erleichtert und das Herz erfreut. Sofern sie nicht unter die 32 Beine geraten sind.
Das alles ist sehr erfreulich und macht auch die Mühen der Latrinenebene beherrschbar, nur der Frühling, der will noch nicht mitspielen. Wobei: Im Grunde sind wir sogar schon im April, denn draußen tut der März, wie der April immer will. Es saut herum, Schneeschauer treiben durchs Tal, dazwischen gönnt sich auch die Sonne einen Blick in den Augiasstall des Blues. Vielleich ist das der Grund, warum sie lieber die Wolkenstores vorzieht. Ist ja auch gar zu gruselig dort. Und irgendwie anrüchig.
Dienstag, 19.03.2019
Diese Nacht schließen wir die Tür im 1. Stock um 2 Uhr, weil Fianna ihre Welpenvisite vorzuverlegen versucht. Das geht nun wirklich zu weit. Um dringliche Erledigungen scheint es sich dabei nicht zu handeln, denn nach dem Verschluss legt sie sich wieder hin und wir haben Ruhe bis 5:30 Uhr.
Draußen zieht der märzliche April langsam weiter, wobei die Betonung auf langsam liegt. Noch immer treiben gelegentliche Schnee- und Graupelschauer durchs Land, aber die Wolkenlücken und gar sonnigen Abschnitte nehmen deutlich zu. Was bedeutet das nun für unsere Jahresprognose? Heute feiern Joseph und Sibylle ihren Namenstag, und bezüglich der Sibylle erinnern wir uns an den 11. März, der uns prophezeite: Bringt Rosamunde (11. März) Sturm und Wind, so ist Sibylla uns gelind. An Rosamunde hatten wir ein noch mieseres Sturmwetter als heute, weswegen wir auf eine sehr gelinde Sibylle hoffen durften. Und was nehmen wir heute zu Protokoll? Eine stürmisch-ungestüme Sibylle, nicht so zauselig wie die Rosamunde, aber ganz bestimmt keine gelinde. Nichts als fake news der alten Systemmedien. Was den Josef angeht, müssen wir auf die Überprüfung seiner Glaubwürdigkeit noch ein bisschen warten: Josephi klar, ein gutes Jahr. Von klar kann schon mal keine Rede sein, bestenfalls von einigen klaren Momenten. Wir werden sehen und hoffen in diesem Fall inständig auf die systemischen fake news. Lügen können im richtigen Zusammenhang ausgesprochen wünschenswert sein, oder?
Die gestrigen Trockenfuttergaben haben voll ins Kontor gehauen, so voll, dass sogar der zögerliche, aber immer mehr auf den Geschmack kommende Ilmo wieder Pausbäckchen bekommt, weil bei 840 g Zuwachs selbst ein langsamer Futterer genug abbekommen muss. Heute haben dafür Iltschi und Iberl einen Diättag eingelegt. Kurz, knackig und ohne Kommentar: Irax 2470 (+190), Isi 2260 (+130), Iltschi 2170 (0, ?), Iberl 2160 (+20), Inouk 2140 (+190), Ilmo 2050 (+150), Indra 1930 (+90) und Ignaz 1920 (+70).
Fianna säugt jetzt überwiegend stehendBei so vielen und reichhaltigen Restaurantgängen werden Fiannas Dienste immer weniger gebraucht, allerdings immer wieder eingefordert, was sie gelegentlich mürrisch macht, weil sie nicht mehr viel zu liefern hat und die Bande sie ziemlich malträtiert. Deswegen säugt sie praktisch nur noch im Stehen, weil sie dabei mehr Kontrolle über das Geschehen unter ihr hat und die Tafel sofort aufheben kann, wenn es ihr zu heftig wird. Einen Idefix, dem die neuen Tischsitten noch nicht geläufig sind, schickt sie ganz schnell in die Büßerecke, wo er sich lauthals, aber unbeachtet von allen beschweren kann. Fianna will definitiv keine Spinnenmutter sein, die, wenn sie nicht mehr gebraucht wird, von ihren Kindern ausgeweidet wird.
Gekochtes Hühnchen mit ReisHeuteDrunter und drüber Nachmittag gibt es die erste richtig feste Nahrung, denn das Trockenfutter wird ja als Brei angeboten. Was heute im Ring liegt, ist ein einstmals glückliches, jetzt aber gekochtes Hühnchen aus dem Allgäu. Als Sättigungsbeilage reichen wir gekochten Reis, angereichert wieder mit Ulmenrinde. Sollte es uns wundern, dass so ein Huhn eine beträchtlich höhere Anziehungskraft hat als eine nahrhafte Spachtelmasse? Nein, sicher nicht. Die Idefixe hauen rein, als ob es kein Morgen gäbe. In der Futterschale geht es nun im Wortsinne drunter und drüber.
So wie sie sich am Esstisch ausleben, genießen sie ihr Leben auch jenseits der Mahlzeiten in vollen, aber noch immer recht kurzen, Zügen, dann rotten sie sich wieder zu einem Fellhaufen zusammen und verarbeiten das Erlebte im Schlaf. Wenn sie allerdings nicht ruhen, geben sie auch keine Ruhe, sind überall, und weil es acht sind, tatsächlich überall, folgen uns auf Schritt und Tritt, tauchen plötzlich aus dem Nichts auf, legen den Betrieb lahm und zwingen uns zu gewagten Balanceakten. Wenn wir die Glastür zum Eingangsbereich schließen und Fianna draußen bleibt, können sie sie schon sehr präzise orten und starren sie durch die Glastür an. Wenn in der Tür nur die Sperre eingepasst ist und Mama dahinter liegt, sitzen sie auf der anderen Seite oder versuchen sogar an der Sperre hochzusteigen, um nach Mama zu sehen. Das sind sehr beeindruckende kognitive Leistungen, und dabei haben wir noch vier Wochen dieser rasanten Entwicklung vor uns. Gut dass wir aus Erfahrung wissen, was sie für uns noch alles bereithalten werden. Überraschen werden sie uns (wahrscheinlich!) nicht.
Indra, kommt offenbar sogar bei Hedda gut an Während der gestrengen Mutter bei Ilmo immer wieder mal die Hand ausrutscht, obwohl er in unseren Augen ein ausgesprochen liebes und leutseliges Kerlchen ist, allerdings auch ein bisschen naseweis, was Mamas Kontrollinstanz aktivieren könnte, ist Indra Fiannas Herzenswanze, die es immer und immer wieder schafft, sich an sie anzuwanzen. In all unseren Würfen hatten wir solche geschickten Kindern, die es im Gefühl haben, wie man die Mama betrillern muss, damit ihr Radar und ihre Sprengfallen abgeschaltet werden. Während andere bei den gleichen Versuchen in ein kurzes, aber markantes Sperrfeuer geraten, schaffen sie es durch die Linien und kuscheln sich an Mama, die ihnen dafür auch noch das Hinterteil massiert. Was die haben, was die anderen nicht haben, ist uns seit jeher ein Rätsel geblieben, zumal kein einziges der Kinder verhaltensauffällig wäre. Es sind vier Wochen alte Welpen, die die Welt erkunden, doch für manche hat die Welt einen warmen Bauch, für der Mehrzahl einen Drachenhauch. Dabei haben wir auch nie die Erfahrung machen müssen, dass diese bevorzugten Kindern verzogen wären oder sich anders, im Sinne von nachteilig, entwickelt hätten; es wurden immer alle typische Anouk-, Franzi- und Fiannakinder. Indra ist also von den Idefixen das Herzwänzchen (was nicht heißt, dass sie sich darauf bis zum Ende ihres Aufenthalts beim Blues verlassen kann), alle anderen werden von Fianna nach den Regeln der Zunft liebevoll, aber streng erzogen. Wie wir von Fianna und ihren Vorgängerinnen wissen, ist diese Schule eine erstklassige Vorbereitung für ein Leben als verträglicher und arttypischer Hovawart. Die wenigen Fälle, in denen diese Erziehung scheiterte, ist definitiv nicht den Müttern, sondern den neuen Herrschaften anzulasten. So weit reicht nicht einmal der Drachenhauch einer erbosten und besorgten Mutter, um dies zu verhindern.
Irax, fast immer im BetriebsmodusNach vier Wochen könnte man schon mal eine kleine Analyse der Idefixe wagen, aber wir tun uns diesmal wirklich schwer: So groß sind die Unterschiede nicht. Der Trupp ist ziemlich homogen. Inouk und Indra sind vielleicht die auffälligsten Dauerläufer und Adabeis, Indra die interessierteste Fersenkneiferin, außerdem lieg sie sich schon mal gern mit ihrem grünen Bruder Irax in den Haaren, wobei man nie weiß, wer das Huhn der Rangelei ist und wer das Ei. Irax vergreift sich gerne mal an Isi, die ihm dafür eine Linksverdrehte zwischen die Hörner gibt, weil ihr seine anderen empfindlichen Stellen vermutlich noch nicht bewusst sind. Ilmo und Iltschi sind ziemlich wissbegierig und in ihrem Forscherdrang gelegentlich auch penetrant, was zumindest bei Ilmo zu den schon erwähnten Erziehungsmaßnahmen Isimütterlicherseits führt. Ignaz ist wahrscheinlich der geborene Herzensbrecher und für seine körperlichen Nachteile erstaunlich respektlos mitten im Getümmel. Und Iberl ist wieder eines jener Exemplare, die nie großartig auffallen, aber bei genauem Hinsehen trotzdem nie fehlen, wenn zum Halali geblasen wird. Es ist eben wie im richtigen Leben: Es gibt die Auffälligen und die scheinbar Unsichtbaren, die brodelnden Schluchten und die stillen Wasser, aber wer schon mal im scheinbar totenstillen Wasser des Alderney Race in der Nordsee versucht hat, sein Schiff auf Kurs zu halten, weiß, welche Kräfte direkt unter der Oberfläche wirken. Nein: Die sind wirklich alle auf ziemlich gleichem Niveau, der eine macht mehr Bohei und der andere lässt Tatsachen sprechen. Und morgen ist sowieso schon wieder alles anders.
Die Chefin meint, die Idefixe seien die liebsten Kinder, die wir je hatten. So süß wären noch keine gewesen. Die können wir nicht abgeben. Die Wahrheit ist: Das hat sie in der 4. Woche immer aus Überzeugung gesagt, und lieb waren auch all die anderen. Wie man weiß, haben auch sie alle (Ausnahmen Fianna und Hedda) ihre Kinderstube verlassen. Es wird alles seinen bekannten, teils schmerzhaften, Weg gehen. Aber jetzt feuern eben die Herzkammern so sehr Stakkato, dass jeder Kardiologe seinem EKG-Gerät ein Notstromaggregat spendieren würde, um für alle Fälle gewappnet zu sein.
Doch bei all diesen Betrachtungen mit Herz und Seele, geht das gewohnte Leben beim Blues weiter, das heißt: Es fängt gerade wieder richtig an. Im konkreten Fall dürfen heute Abend Fianna und Hedda nach Schnee und Matsch und den Beeinträchtigungen durch die Idefixe wieder eine Fährte suchen. Es ist schon dunkel und die Fährenchefin braucht eine Hirnbirn, dass sie nicht vom Weg abkommt, aber die beiden suchen wie Schnüffelautomaten, die brauchen kein Licht, nur Begeisterung und Sehnsucht, endlich wieder suchen zu dürfen. Wieder zurück, werfen die Augen der Chefin fast so viele Sternchen wie bei der Betrachtung der Idefixe: Beide haben im ganz hohen Vorzüglich gesucht. Ein paar Kinder und ein Winter können nichts kaputt machen. Fahrradfahren verlernt man auch nie. Und wenn man sich einen Winter lang auf die erst Ausfahrt gefreut hat, macht sie besonders viel Spaß.
Die Halbzeit haben wir nun geschafft. Jetzt beginnt die Hauptzeit und die Endzeit. Wir hoffen auf gutes Wetter, stabile Nerven und eine stabile Gesundheit der Idefixe.