6. Woche (27.03.2019 - 02.04.2019)
Mittwoch, 27.03.2019
Die sechste Idefix-Woche beginnt, wie die fünfte aufgehört hat: grau, trüb und nieselig bei 3 °C morgens um 6 Uhr. Nachmittags schiebt das Thermometer bis auf 10 °C hoch, aber als meteorologischer Aufschwung geht das nicht durch; es bleibt nämlich konsequent trüb. Sicher ist nur, dass das Wetter des Benedikt keine Woche durchgehalten hat, also auch nicht halten wird, was es versprochen hat, nämlich einen benediktinisch strahlenden Sommer. Das kann schon deshalb nicht funktionieren, weil die heutige Prognose das ausschließt: Ist an Rupert der Himmel wieder rein, so wird er’s auch im Juli sein. Von rein kann keine Rede sein. Doch lasst uns mal das Glas nicht halb leer sehen, sondern packen wir den Hundertjährigen bei seiner schwabbeligen Rhetorik, denn er prognostiziert im Juli, nicht den ganzen Juli. So kann man sich vor Regressansprüchen freihalten und wir können auf mindestens einige schöne Tage im Juli rechnen. Was wir auch ohne den nieseligen Rupert getan hätten.
Wesentlich erfreulicher liegt die Brutküche des Bairischen Blues vor der Chefin, als sie diese um 6 Uhr betritt: Schlafende Kinder und ein einzelnes, kümmerliches Häuflein. Dieses Eremitenhäuflein ist zudem stramm und wohlgeformt, also ein Beleg, dass die Ides die Entwurmung 2.2 auf dem Küchenblock bestens weggesteckt haben. So eine Entwurmung kann ja sehr unerfreuliche Begleiterscheinungen haben, die uns, wie es scheint, erspart bleiben.
Iltschi findet, es könnte etwas mehr seinZur Belohnung wird heute die morgendliche Welpenmilch, statt mit Bananen, mit geriebenem Apfel angereichert. Die Idefixe nehmen es, wie es kommt, und sie nehmen es mit vollen Backen; wenn man als Karnivore schon Veggie-Zeug zu sich nehmen muss, dann ist es eh schon egal, ob Apfel oder Banane.
Mit Fianna Milchleistung geht es dagegen stetig bergab. Morgens und abends einmal im Stehen säugen, ist das höchste der Gefühle; mehr kann sie nicht mehr und mehr will sie auch nicht mehr. Die Idefixe sind jetzt richtige Quälgeister. Einerseits sind sie noch nicht groß genug, dass sie ruhig im Sitzen saugen könnten, also hüpfen sie hoch, hampeln herum und versuchen sich am Gesäuge hochzuziehen, andererseits lässt die Gier auch eine ruhigere Herangehensweise gar nicht zu. Wer die Beißerchen der Idefixe schon in den Fersen verspürte, weiß, was Fianna jetzt erduldet. Bald werden die Idefixe singen: No milk today, it wasn't always so... Uns soll es recht sein, wenn die Plackerei ein Ende hat.
Wir erhöhen deshalb auf vier Fütterungen täglich, was wir bis zur Abgabe so beibehalten werden (und anschließend noch eine Weile beibehalten werden sollte). Morgens gibt es die Milch, Vormittags Trockenfutter, Einzelfütterung mit Entwurmungnachmittags unterschiedliches Fleisch mit Reis oder Flocken etc. und abends wieder Trockenfutter. Die abendliche Trockenfuttergabe hat sich insofern bewährt, als dass sie die Darmaktivitäten besser einhegt als abendliches Frischfleisch. Heute Mittag gibt es beispielsweise Rinderkopffleisch mit Pansen und Kartoffelflocken. Und wir ersetzen erstmals die Futterringe durch Einzelschälchen. Das bietet sich heute an, weil wir dadurch gleich mittags in die Schüsselchen jeweils 2 ml Panacur tröpfeln und somit die Entwurmung 2.3 durchziehen können, was aber nur Sinn macht, weil uns noch weitere Hände zur Verfügung stehen, die uns unterstützen sicherzustellen, dass auch jeder Idefix nur seine Schale auslöffelt und nicht die Wurmkur der anderen abräumt. Auch diese neue Herausforderung – neue Fleischrichtung, Kartoffel, Einzelschüsseln mit integrierter Entwurmung – bestehen sie mit Bravour.
Trotz Fiannas Milchdepression gedeihen die Kleinen prächtig: Irax +310 (3710), Iltschi +190 (3500), Inouk +90 (3490), Isi +150 (3470), Iberl +140 (3420), Indra +180 (3250), Ilmo +200 (3200) und Ignaz +130 (3200).
Auch abseits der Futterschüsseln erweitern die Idefixe ihren Horizont zügig. Heute gerät, aus welchen Gründen auch immer, der uralte Welpentunnel in ihren Fokus. Dieses vermutlich älteste Requisit unseres Equipments (so genau kann das niemand mehr bestimmen), entgeht schon seit Jahren der Entsorgung, weil er, wie guter Käse, immer besser wird – und Löcher hat. In seinem Fall ist es ein seitliches Loch, das mit jedem Wurf größer Tunnel für Seiteneinsteigerwird und damit die Attraktivität sprunghaft steigert. Ein Tunnel, das man an einer Seite betreten und an der anderen verlassen kann, hat jeder und ist langweilig. Unseres kann auch seitlich und mittig betreten und verlassen werden. Hinter diesem Loch kann man lauern und ein durchrennendes Geschwister unversehens von der Seite und draußen attackieren. Man kann aber auch, wenn der Ausgang durch pfotenreibende Wegelagerer blockiert ist, den Schlauch durch das Loch und zum Missvergnügen der anderen spontan verlassen, was eine extra rasante Treibjagd auslöst. So langsam eignen sich die Idefixe alle Varianten und Möglichkeiten dieser Angströhre an und sind heute sehr ausgiebig damit beschäftigt. Es ist davon auszugehen, dass uns dieses Requisit irgendwelche Nachfolger der Idefixe in zwei Teile zerrissen haben werden und die zwei Teile nicht die Hälfte der Attraktivität des einen löchrigen mehr haben werden.
Donnerstag, 28.03.2019
Morgens ist es noch bedeckt und hat 3,5 °C, aber langsam macht der Tag die Fenster ein wenig auf und lässt etwas weiß-blauen Frühling ins Haus.
Die Anpassung der Fütterung auf vier Mahlzeiten hat den Idefixen einen kräftigen Schub gegeben. Waren es gestern noch 1390 g Zugewinn, futterten sie sich gestern stramme 1550 g auf die Rippen. Irax beansprucht davon 270 g für sich und nähert sich unaufhaltsam den vier Kilo (3980). Inouk folgt ihm mit Abstand und 240 g (3730). 200 g legt Isi zu und arbeitet sich auf den dritten Platz vor (3670). 150 g haben für Iltschi nicht gereicht, den zweiten Platz zu verteidigen, sondern kegeln ihn auf den vierten Platz (3650). Iberl hält mit +190 g seinen fünften Rang bei 3610 g. Nun tut sich ein großes Loch auf, weil offenbar keiner sich eine 3500 an die Brust heften will; dieser ganze Bereich bleibt unbesetzt. Dafür stoffwechselt sich Ignaz mit satten 240 g auf den sechsten Rang hoch (3430). Ilmo behält seinen vorletzten Platz (3390, +190) und Indra löst Ignaz ganz hinten ab (3330, +80).
Heute passen wir die Trockenfütterung langsam der Realität an, indem wir es nicht mehr pürieren, sondern nur noch lange einweichen und als sehr weiche Stückchen geben. Es wird nicht überraschen, dass die Idefixe das noch nicht einmal zur Kenntnis nehmen.
Mama verstopft das TunnelDas Tunnel ist auch heute noch der Mittelpunkt der idefixen Aktivitäten, mit dem Highlight, dass auch Mama Fianna mitmacht, indem sie sich mit ihrer ganzen Körperfülle in die Röhre schiebt und ihre Kinder vor eine unlösbare Aufgabe stellt: Wie sollen wir an diesem Stopfen vorbeikommen? Schon rein massemäßig ist es praktisch unmöglich, sich an ihr vorbei zu quetschen, außerdem spekuliert sie nur darauf, dass ihr irgendein großspuriger Möchtegernheld ins Arsenal läuft. Wie man beweisen kann, sind noch nicht einmal Inouk oder Irax selbstvergessen genug, diesen Versuch zu wagen. Somit verliert das Tunnel vorerst seinen Reiz. Zumindest solange der mütterliche Pfropfen sich dafür interessiert. Doch das ändert sich erfahrungsgemäß schnell und die Bande wird wieder mit Hurra durch die Röhre preschen.
Wenn wir schon gerade über Helden und solche, die es vielleicht noch werden wollen, sprechen, können wir die Gelegenheit nutzen, die Idefixe einmal kurz ins Rampenlicht zu setzen und einen Blick auf sie zu werfen. Tatsächlich tun wir uns bei ihnen wirklich schwer. Was konnte der Blues-Fabulierer schon alles seiner Feder entlocken, um die Kinder zu charakterisieren, doch bei den Idefixen ist es gar nicht leicht. Sie sind sehr homogen in ihrem Verhalten; keiner spielt sich übermäßig als Leader of the Pack auf und lässt unentwegt die Hosenträger schnalzen und genauso gibt es keinen, der sich das Treiben aus der Ferne anschaut und wartet, bis sein Tag, kurz nach dem Weltuntergang, schon noch kommen wird. Nein, solche hatten wir sowieso nie, aber wir hatten schon die sehr extrovertierten Forschen und die introvertierten Forscher.
IndraLadies first – Isiund Ende der Charakterschau. Wenn wir die beiden noch vermitteln müssten, würden wir den Interessenten sagen: Mach die Augen zu und greif rein, du bekommst nichts Falsches, sondern jeweils nur eine Kopie der anderen. Isi und Indra sind Spiegelbilder, zwar optisch unterschiedlich, aber charakterlich ein Arsch und ein Kopf. Beide sind alles, nur nicht zurückhaltend, sondern neugierig und forsch. Sie haben die Nase meist ganz vorn, auch dort, wo das Feuer gerade aufflammt oder noch nicht ganz erloschen ist. Kurz: Sie sind mutig und geschickt, haben Herz mit Verstand und gelegentlich ihre Brüder besser im Griff als sich selber. Müssten wir uns entscheiden, würden wir nur die Farbe sprechen lassen.
IraxBei den Rüden sind mehr Unterschiede zu beobachten, allerdings keine charakterlichen Klassenunterschiede. Irax gibt natürlich den Chef, was schon durch die körperliche Überlegenheit bedingt ist: Wer mehr mampft, hat mehr Muckis. Wer mehr Muckis hat, den juckt es öfter und wer es öfter jucken lässt, der bekommt mehr ab, vom Futter und vom Leben. Die Natur ist in ihren Grundstrukturen ziemlich durchschaubar gestrickt. Aber Irax lässt nie den Silberrücken raushängen, den einige seiner Vorgänger mit Hingabe pflegten. Er ist investigativ und selbstbewusst und zieht mit großem Selbstvertrauen durchs Leben. Und er ist absolut kein Raufer, testet aber immer wieder die Stabilität seiner Positionen durch und klopft seine Geschwister auf Loyalität ab. Die kommen aber alle mit ihm gut klar und betrachten den Brummer als ihresgleichen.
InoukInouk ist der Thor Heyerdahl der Idefixe, ein von seinen Fähigkeiten überzeugter und von der Unverzichtbarkeit seiner Bemühungen völlig überzeugter Entdecker. Er ist mit der Nase fast immer als Erster vorn dran, manchmal schlägt ihm in dieser Hinsicht Indra ein Schnippchen, aber generell übergibt er Neuerungen und Unbekanntes vorgekostet und fertig zum Gebrauch seinen Geschwistern. Das bringt ihn mitunter in missliche Situationen (Gewächshaus!), aber nicht aus der Fassung; was heute schiefgeht, biegt sich morgen wieder hin. Halb leere Gläser scheint es für Inouk nicht zu geben, und wenn doch, dann muss man eben nachschenken. Wird schon, passt schon, kommt gerade recht. Er ist einfach überall und manchmal sein Hinterteil vor dem Hirn am Ort des Geschehens.
IberlIberl gehört zu jenen Mainstreamern, die nie besonders auffallen, schon gar nicht aus der Rolle fallen, aber immer dabei sind. Iberl würde sich nie aus Entdeckerleidenschaft im Gewächshaus verkeilen, aber wenn ihn sein Weg zufällig dort hinein führen würde, würde er es auch unter die Lupe nehmen, nicht im Sturm und binnen zwei Minuten, sondern gründlich und Schritt für Schritt, einen Topf nach dem anderen examinieren, und wahrscheinlich würde er wie die antike Ariadne einen Faden hinter sich herziehen, um anschließend wieder den Weg heraus zu finden. Optisch kommt er derzeit am meisten nach dem Papa. Vielleich auch ein Grund, warum er immer so einen zufriedenen Eindruck macht.
IlmoIlmo ist der "Huberbub" der Idefixe. Als "Huberbuam" sind Alexander und Thomas Huber, Extrembergsteiger aus dem Berchtesgadener Land, bekannt. Und Ilmo ist ein Huberbub, weil er vermutlich der geschickteste Kletterer und Gleichgewichtsexperte der Idefixe ist. Jedes Gerät im Erlebnispark wird nahezu unverzüglich von Ilmo einer Prüfung unterzogen, bestiegen und als kalter Kaffee wieder zu den Akten gelegt. Ilmo ist in der Tat sehr geschmeidig und sicher auf seinen kurzen Beinchen. Aber auch mit seinen Zähnen ist er gut im Geschäft; wenn er einem in die Fersen geht, versäumt er nicht, einen charmanten Blick nach oben zu werfen, um sich ein Lob und unsere Bewunderung abzuholen. Allerdings ist Ilmo auch jener, der die meisten Rügen seiner Mama einstecken musste, die er offensichtlich bestens weggesteckt hat. Er ist wirklich ein sehr charmanter Herzensbrecher, der auf der Must-have-Liste einiger unserer Freunde ganz oben steht.
IltschiIltschi ist kräftig und zeigt es auch. Iltschi ist lustig und hat selbst Spaß an sich. Iltschi lässt nichts aus und beglückt jeden sozialen Brennpunkt mit seiner Anwesenheit. Und wenn man sich umdreht und angestrahlt wird, ist es mit großer Wahrscheinlichkeit das Lächeln von Iltschi. Aber vor allem hat Iltschi ein Talent für den Magischen Zirkel, weil er immer und überall sehr geschickt mit seinen Vorderpfoten agiert. Er nimmt sich alles vor, stupst und kugelt es herum, zupft an Tüchern, klaut sich Handtücher (nicht mit den Zähnen), fummelt sich in herumstehende Taschen, umfasst Hände und lässt sie nicht mehr los, kurz: Iltschi hat alles im Griff. Vielleicht war er in seinem vorherigen Leben ein Waschbär. Um in der Diktion zu bleiben: Iltschi ist ein richtig griffiger Typ.
IgnazFehlt noch Ignaz, der Kleine. Klein aber nur an Gestalt, nicht im Geiste. Ignaz ist einfach immer nur gut gelaunt, treibt mit allen seine Späße, spielt mit sich und der Welt, gibt Gas und überholt sich dabei selber, kugelt herum und dreht Pirouetten den lieben langen Tag; im Varieté wären er und Iltschi eine Sensation. Die Reorganisation der Welpenkiste gehört auch zu seinen Lieblingsbeschäftigungen, denn Ignaz schläft fast ausschließlich in einem von ihm neu dekorierten Ambiente. Augen hat er wie Bonbons, die kein Wässerchen trüben, dabei ist er der griffigste Wadenbeißer und Hosenreißer. Wie ein Schraubstock kann er zumachen – und dabei, ja, eben: kein Wässerchen trüben. So zierlich er ist, so pfiffig und durchsetzungsfähig ist er. Unter die Räder ist er unseres Wissens noch nie gekommen.
Und alle zusammen haben diesen himmelnden Herzschmerzblick, der ein einziger Schrei zu sein scheint: Ich bin ein Welpe, nimm mich auf den Schoß!
Freitag, 29.03.2019
Ein unsagbar schöner Frühlingsmorgen liegt über dem Mangfalltal: oben Sonne und unten Nebel bei -0,5 °C. Da legt er sich wieder ins Zeug, der Hundertjährige und weit aus dem Fenster: Wie St. Berthold gesonnen, so der Frühling wird kommen.
Der Chefin und dem Assi kommen beim Anblick der morgendlichen Küche ganz andere Assoziationen: Es riecht aus den Aborten, 's wird Frühling allerorten. Die Küche sieht einfach nur beklagenswert aus. Aber nicht nur die Küche, auch die Schnullerkiste wurde heute Nacht aufs Erbärmlichste entwürdigt. Deshalb wird sie heute noch abgebaut, bevor sie aussieht und stinkt wie ein Pissoir auf dem Oktoberfest.
An den Futterschüsseln haben die Idefixe gestern eine schöpferische Pause eingelegt: 980 g. Inouk überquerte erwartungsgemäß die Vier-Kilo-Marke: 4150 (+170). An ihm lag es also nicht, dass die Ausbeute etwas bescheiden war. Schauen wir mal weiter. An Isi offenbar auch nicht, sie schiebt sich mit 150 g plus wieder auf den zweiten Platz (3820). Iberl hat sich mit respektablen 170 g den dritten Platz ergattert (3780). Inouk ist von zwei auf vier gerutscht: kaum messbare 10 g mehr bringen ihn auf 3740 g. Iltschi verliert auch einen Platz und ruht sich auf Platz fünf aus: 3710 (+60). Ilmo wollte nicht auf dem vorletzten Platz versauern und gab sich 170 g, die ihn mit 3710 g einen Platz vorrücken lassen. Den tauscht er mit Ignaz, dem 80 g nicht reichen, um sich weiter nach vorne zu schieben (3510). Schlusslicht bleibt Indra ganz knapp mit 3500 g und 170 g plus.
Die TafelrundeInouk hängt dann herum, ist sichtlich etwas krank und verweigert die Zwischenmahlzeit. Auch andere haben jetzt weichen Stuhl, was vermutlich daran liegt, dass sie sich durch den ganzen Garten fressen und alles anknabbern, was ihnen zwischen die Zähne kommt. Das härtet ab, ist aber im Augenblick nicht besonders Inouk am Katzentischerfreulich. Natürlich bleibt auch abzuwarten, ob Inouks Unwohlsein vielleicht der erste Auftritt eines Virus' ist, der sich breitzumachen versucht. Nachmittags kommt er allerdings wieder auf die Beine und hat seine Unpässlichkeit offenbar einfach weggeschlafen. Bei der Nachmittagsmahlzeit bekommt er eine eigene Schüssel abseits seiner Geschwister, damit er neben diesen nicht ohne Sinn und Verstand in sich schlingt, was er kriegen kann. Aber auch so haut er das Hühnchen ratzfatz und mit ausgeprägtem Appetit weg und findet, dass es durchaus etwas mehr hätte sein können. Er ist also wieder bei Gesundheit, wenn auch nicht ganz bei Sinnen.
Mama schaut, ob Irax noch o.k. istIm Laufe des späten nachmittags und des Abends hat immer mal ein anderer der Idefixe etwas Durchfall, genau können wir das nicht zuordnen, weil wir natürlich nicht immer daneben stehen.
Später hängt mal einer oder eine etwas durch und abends macht Indra ein wenig schlapp und dünn, aber so richtig erwischt es keinen. Die Kontrolldichte und der Überwachungsapparat ist an diesem Abend nahezu ohne Lücken, weil Anna-Maria und ihre Eltern heute bei uns einen dreigängigen Steirischen Abend ausrichten, zu dem auch Hakuna mit ihren Leuten aus der Schweiz angereist ist. So viele wachsame Augen hat man selten, und demnach entgeht kaum das kleinste Wehwehchen der Beobachtung, vor allem von Anna-Maria, welche die Idefixe mit Argusaugen verfolgt und dabei beinahe ihr Backhendl vernachlässigt. Wie kann man sich auch mit steirischen Spezialitäten vollstopfen, wenn Indra Bauchgrimmen hat?
Wir beschließen, trotz der noch nicht bedrohlichen Ausmaße der Unpässlichkeit und des dünnen Stuhlgangs, die auch bei uns schon bestens bewährte Moro'sche Karottensuppe zu kochen. Dabei müssen die Karotten mindestens 90 Minuten gekocht werden. Durch diese überlange Kochzeit entstehen Oligosaccharide, die die Darmwand von innen auskleiden und zu einem beträchtlichen Teil verhindern, dass sich dort Erreger festsetzen können, weil viele Erreger solche Zuckerverbindungen meiden. Wir geben den Idefixen, jedem einen großen Löffel dieser pürierten Suppe, den sie gern annehmen. Wir haben für alle Fälle meist ein paar eingekochte Gläser dieser Suppe zuhause und können sie nur empfehlen.
Nun haben wir also einen steirisch prallen Magen und die Idefixe einen etwas angeschlagenen Darm. Beides wird sich regeln und legen.
Samstag, 30.03.2019
Trotz der hohen Erwartungen an die Karottensuppe, betreten wir die Küche morgens mit gemischten Gefühlen, und dann: nichts. Kein fester Haufen, keine braune, stinkende Brühe. Nichts außer einiger Urinlachen. Dazu putzmuntere Welpen, die uns das Putzen fast erspart haben. So viel Glück am Morgen darf man nur selten feiern.
Dazu kommen um 5:30 Uhr -2 °C und keine Wolke am Himmel. Und das ändert sich den ganzen Tag nicht, außer der Temperatur natürlich, die sich bis auf 17 °C hochschwingt. So ein zauberhafter Frühlingstag, der passende Partner zu unserer zauberhaften Karottensuppe. Und was jubelt der Hundertjährige? Wie der 30. März, so der Sommer. Wenig poetisch und wenig glaubhaft. Wer so viel lügt, dem glaubt man auch nicht, wenn man nichts lieber täte als genau das. Aber insgeheim tragen wir diesen 30. März im Herzen und hoffen auf die Macht der unverbrüchlichen bäuerlichen Wahrheitsliebe.
Egal, ob der Sommer wird, wie der 30. März es verspricht: Heute ist ein Bilderbuchtag und die Welpen sind den lieben, langen Tag draußen.
Die unverzichtbare Anna-Maria, die auch heute wieder jedem Idefix-Po nachspioniert, ob sein Output ihren Vorstellungen entspricht und jede Unregelmäßigkeit unverzüglich der Zuchtleitung meldet, hat heute Verstärkung in Person von Soo-Mi aus Niederbayern bekommen. Soo-Mi ist acht Jahre alt und das Patenkind der Chefin. Sie hat eine Mama aus Westfalen und einen Papa aus Korea, und weil die beiden sich nicht einig Anna-Maria im Einsatzwurden, Soo-Mi bei der Arbeitwo sie lieber leben wollten, haben sie sich für die goldene Mitte entschieden: Niederbayern, nur ein paar Kilometer oberhalb von Deggendorf, in einem Dorf, das wie ein Fliegenschiss auf der bayerischen Landkarte pappt. Soo-Mi ist mit ihrer Mama alleine vom Berg herunter und zu uns gekommen, weil der Papa zuhause die 14-jährige Benta und den 11-jährigen Dacapo, zwei Hovis aus unserem Hause, hüten muss, um vor allem Benta die Fahrerei und den Welpenstress zu ersparen. Nun haben sich also Soo-Mi und Anna-Maria bei den Idefixen gefunden und angefreundet und fühlen sich gemeinsam für diese verantwortlich. In dieser Hinsicht sind sie die legitimen Nachfolgerinnen von "Teichgräfin" Verena und "Endmoränchen" Sophie, die viele Würfe von deren Hinterlassenschaften befreiten und sich unvergessliche Verdienste um unsere Welpen erworben haben. Bei manchen alten Weggefährten sind die Teichgräfin und das Endmoränchen mindestens so geläufig wie die Namen der oft schon verblichenen Welpen. Nun sind die beiden in die Welt gezogen, die eine ist in Essen unabkömmlich, die andere wird in Kanada gebraucht, und stehen uns nicht mehr zur Verfügung. Da kann man traurig sein oder sich freuen und glücklich schätzen, dass man so kompetenten Nachwuchs findet, der die Mühsal der Deexkrementierung klaglos auf sich nimmt und immer mindestens vier Arme für die Idefixe frei hat. Man macht sich ja doch immer wieder Gedanken, wie lange man sich die Züchterei antun möchte; schließlich wird man ja nicht jünger mit dem Alter. Doch mit der Aussicht auf solche Unterstützung kann man sich leichter auf den einen oder anderen weiteren Wurf einigen.
Weniger begeistert als Anna-Maria und Soo-Mi ist Heddas Schwester Hakuna, die aus der Schweiz kam, um ihre direkten Nachfolger(innen) in Augenschein zu nehmen. Ihr geht es, wie es Hedda und auch Halina ergangen ist: Sie könnte auf die schnatternde und lästige Brut gut verzichten, trägt Schaum vor dem Mund und zieht sich, so oft es geht, ins Haus zurück. Unser Hinweis, dass vor zwei Jahren auch sie so eine lästige, grölende, beißende und scheißende Verzichtbarkeit war, lässt sie kalt und nicht gelten. Selbst die immer souveräner werdende und milder gestimmte Hedda kann durch ihr Vorbild an dieser Abneigung nichts ändern: Hakuna wirft sich, wie gewohnt, uns ans Herz und auf die Füße, solange diese weit genug von ihren Halbgeschwistern Abstand haben.
Noch nicht mal einer Premiere und ganz besonderen Attraktion kann sie etwas Gutes abgewinnen: Das Pansen-Round-Up des Blues. Ab der sechsten Woche gibt es bei uns traditionell Pansen am Stück, ungewaschen, aber ausgeschüttelt. Für den, der es mag ein Leckerbissen, für alle anderen kulinarischer Bolschewismus. Heute ist es soweit. Wir verteilen handtellergroße Pansenfetzen in die Meute. Erster Eindruck, der uns aus Erfahrung nicht überrascht: Für die Idefixe scheint es sich um einen Leckerbissen zu handeln. Jedenfalls sind sie ganz wild auf die Brocken. Zweiter und ebenfalls nicht überraschender Eindruck: Die wissen vom ersten Augenblick an, wie sie mit diesen gummigen Teilen umgehen müssen. Sie halten die Dinger mit den Vorderbeinen fest und zerren daran, bis sie etwas abgerissen bekommen oder hinten überkippen. Außerdem wissen sie instinktiv, dass man Irax und Ilmosich den Gummi zwischen die Backenzähnen klemmen muss, um ihn zerkleinern zu können. Interessant ist die Strategie, mit der sie ihre Beute sichern bzw. ergattern. Die Strategien sind erfahrungsgemäß unterschiedlich. Die meisten, und das ist Standard, versuchen, sich ihr StückIgnaz auf der Flucht vor den Geschwistern zu sichern, was meist schiefgeht und zur Folge hat, dass fast alle damit beschäftigt sind, im Kreis herum zu klauen; klaust du meins, klau ich dir deins. Dass es dabei laut werden kann, lässt sich denken. Doch es sind immer ein paar im Rudel, die ihre eigenen Strategien verfolgen. Ignaz verschwindet ungesehen, als ob er eine Tarnkappe tragen würde, hinter dem Tunnel, klemmt sich zwischen dieses und den Gartenzaun und zerwirkt völlig ungestört sein Pansenstück. Inouk ist der nächste, der sich in den hintersten Gartenteil
Inouk bearbeitet den Pansen |
Inouk sieht ein stilles Fleckchen |
Inouk im Pansen-Separée |
verdrückt, dort, wo das Welpengitter in einem Spitz an die Gerätehütte anschließt. Dort liegt er dann, den Kopf mit dem Pansen im Spitz und das Hinterteil in Richtung Garten. An diesem Hinterteil müsste man vorbei, wenn man an den Pansen wollte, aber das schafft keiner. Inouk macht dann sehr unmissverständlich deutlich, dass er nicht im Traum daran denkt, auch nur ein Jota von seinem Pansen abzugeben. Das versteht jeder und jede. Es sind längst alle fertig mit dem Pansen und der Welt, da wirkt Inouk noch immer in seinem Hideaway an seinem Pansen herum. Auch Indra findet eine ruhige Stelle und bleibt lange unentdeckt. Der Rest der Meute verbraucht, wie bereits erwähnt, bei der Abwehr der Begehrlichkeiten und dem Kampf um die Neu- und Rückgewinnung der Beute weit mehr Energie als sie aus dem bisschen Pansen gewinnen können, das sie verzehren, denn natürlich bekommen sie mit ihren Zähnchen nicht viel davon ab. Was dann verzweifelt oder erschöpft zurückgelassen wird, wandert in die Mägen von Mutter und den Halbschwestern, die jede Bewegung der acht mit scharfem Blick verfolgten, ihnen ist nichts entgangen, kein Ignaz, kein Inouk und auch keine Indra. Sie hätten jederzeit die genaue Position der drei und auch der sonst irgendwo entsorgten Pansenstücke berichten können. Und was wir ihnen nicht offiziell geben, finden sie; unter einer kleinen Palette, unterm Buchs, hinter dem abgedeckten Grill. Es ist ein Charakterstück, das unter Beteiligung des Pansen zur Aufführung kommt, und darauf freuen wir uns immer ganz besonders.
Zum Schluss erfüllen wir noch flugs die Gewichtspflicht, die viel aussagt über die Differenz zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit. Gestern hatten die Idefixe nur sparsame 980 g zugenommen, aber heute legen sie, trotz der vermeintlichen und offensichtlichen Darmkrise kräftig zu: 2200 g. So kann man sich täuschen.
Irax 4500 (+350), Isi 4160 (+340), Iberl 4090 (+310), Iltschi 4010 (+300), Ilmo 3880 (+320), Inouk 3850 (+110), Ignaz 3800 (+290), Indra 3700 (+200). Krank sieht diese Gewichtszunahme nicht aus, höchstens bei Inouk könnte man, gemessen an den Ergebnissen der anderen, eine Schwächephase konstatieren. Wenn uns da nicht mehr bevorsteht, erklären wir die Idefixe zu Immunifixen.
Sonntag, 31.03.2019
Mama Fianna und ihr IlmoHeute Morgen fehlt uns eine Stunde: Es ist Sommerzeit. Und der Sommerzeit angemessen, gibt die Sonne alles. Dieser letzte Märzentag ist nichts als schönster Frühling. Wem in der Folge des makellosen 30. März die Aussicht auf einen grandiosen Sommer noch nicht ausreichen, dem können wir eine ausführliche Verlängerung anbieten: Wie der 31. März, so der Herbst. Wenn es so käme, könnte man jetzt schon das Lamento der dürregeplagten Bauern hören. Wurscht: Das preisen wir einfach ein.
Wenn Soo-Mi bei uns übernachten darf, muss Anna-Maria die Dachstube mit ihr teilen, keine Frage. Und so übernehmen die beiden, den Umständen entsprechend, etwas übernächtigten Nachwuchszüchterinnen den Morgendienst zusammen mit der Chefin. Und der Assi leistet es sich, die verlorene Stunde mit geschlossenen Augen auszugleichen, was auch dadurch möglich wird, dass die Idefixe die Küche heute in einem sehr gutbürgerlichen Zustand übergeben.
Ob die gemessenen Gewichte nun eine Anpassung an die Kalorienhausse von gestern darstellen oder eine verzögerte Reaktion auf die Unpässlichkeit sind, können wir nicht sagen, aber nach den gestrigen 2200 g bringen sie heute nur 1070 zusätzliche Gramm auf die Waage, wobei auffällt, dass ausgerechnet die Schwergewichte einbrechen, Isi sogar auf den vierten Platz durchgereicht wird. Aber der Reihe nach.
Irax 4570 (+70), Iltschi 4190 (+180), Iberl 4190 (+100), Isi 4180 (+20), Inouk 4090 (+240, offenbar wieder topfit), Ignaz 4040 (+240!), Ilmo 4000 (+120), Indra 3800 (+100).
Isi mit ihrem PansenAuch Indra im Buchsversteckheute gibt es wieder Pansen am Stück. Und es ergibt sich innert weniger Augenblicke die gleiche Szenerie wie gestern: Inouk sucht seine bewährte Ecke auf und Indra schlüpft unter die Buchshecke. Isi schafft es auch für wenige Minuten, hinter dem Tunnel außer Sicht zu gelangen, was allerdings nicht lange unbemerkt bleibt, und so beschäftigen sich wieder zwei ungestört mit ihrem Pansen und die anderen mit ihren Geschwistern. Allerdings machen sie heute deutlich schneller schlapp, was nicht daran liegt, dass sie des Pansens überdrüssig sind, sondern Temperaturen nahe an die 20 °C den Zwergen unter freiem Himmel ganz schön zu schaffen machen.
Zu schaffen machen sich auch die Idefixe, und zwar an Soo-Mis nagelneuen Sneakers, was die aber nicht in Verzweiflung stürzt, sondern dazu veranlasst, die gemeuchelten Schuhe stolz ihrer Mama zu präsentieren: Schau, die Welpen haben die neuen Schuhe kaputt gemacht. Sollte sich dereinst ihr Auserwählter solchen Vandalismus' schuldig machen, dürfte die Reaktion weniger liebevoll ausfallen.
Fianna hat immer ein Geschenk für ihre KinderAbeHedda, total entspannt mit ihrer Indrar mit dem Heranwachsen der Idefixe wird sowieso alles anders. Das zeigt sich besonders an Hedda, die inzwischen eine große Gelassenheit gegenüber den Kleinen an den Tag legt. Nur wenn sie ihr zu sehr an die Wäsche gehen, brummt sie, aber sie vergreift sich nicht, sondern läuft weg. So soll es sein und so darf es sein. Sie bewegt sich nun sehr entspannt in dem wilden Haufen und wenn es ihr zu viel wird, stellt sie sich vor die Gewächshaustür und bittet, ins Haus gelassen zu werden. So haben sich alle bestens arrangiert.
IberlUnd Ignazschließlich endet dieses brillante Wochenende mit der Bekanntgabe der Welpenzuordnung, die nun auch die letzten Zweifel beseitigt und alle übers Frühlingswetter hinaus glücklich macht. Nur wir haben mindestens eine Träne im Knopfloch, weil kein Welpe in der näheren Umgebung bleibt. In allen Würfen blieben wenigstens eine kleine Zahl der Kinder auf Rufweite, in Inoukden Iraxletzten beiden schien es, als trauten sich die Kleinen gar nicht weg von Mama und ihrem Augiasstall. Doch die Idefixe ziehen in die Welt. Drei gehen nach Österreich, zwei bleiben in Bayern, zwei gehen nach Baden-Württemberg und einen zieht es nach NRW. Ignaz geht ins schwäbische Aalen, Irax nach Düren, Iberl atmet in Seefeld Tiroler Luft, Isi bewacht zukünftig das "Tor zum Salzkammergut" in Thalgau und Indra zieht es ins Oberallgäu, nach Sonthofen. Ilmo trägt denIsi Ruf des Bairischen Blues bis ins niederösterreichische IndraSt. Pölten und, last but not least, wird Iltschi ins Unterallgäu, nach Bad Grönenbach ziehen. Da wir vier der neuen Besitzer als verdiente und bestens beleumundete Besitzer von Blues-Hunden kennen und schätzen lernten, sind wir voller Zuversicht, dass es alle acht sehr gut getroffen haben und wir gut schlafen können, wenn wir an unsere Idefixe in der Fremde denken.
IlmoIltschi
Montag, 01.04.2019
Den 1. April mußt überstehn, dann kann dir manch Gut`s geschehn. Auf den ersten Blick ist der Chronist überzeugt, dass er einen Frühlingsjodler der Wildecker Herzbuben vor sich liegen hat, nicht zuletzt, weil neben der kunstvollen Poetik auch die inhaltliche Wucht des Reims das Genre zu neuen, unergründeten Ufern zu führen scheint, gleichsam die Renaissance als Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit volksliederlich nachbildet. Doch Nachfragen bei den Herausgebern des Hundertjährigen-Nachlasses ergaben, dass der Alte wohl infolge einer diskontinuierlichen Einnahme von Ritalin und Betablockern an geistigen Übersprungshandlungen litt. Man dürfe, so wurde ihm mitgeteilt, nicht jedes Wort auf die Viehwaage legen, schließlich sei er ja weder der Mühlhiasl noch Nostradamus gewesen, sondern nur ein bescheidener Agrometeorologe. Auf gut bayerisch übersetzt, könnte man diese Ausführungen auch so interpretieren, dass er gelegentlich eben ein b'suffas Waagscheitl war. Für nicht Bayern sei erklärt, dass das Waagscheit der Teil des Zuggeschirrs in einem Gespann ist, das die Zugkraft der eingespannten Tiere ausgleicht, also quasi in der Waage hält. Wenn das Waagscheit aus der Balance gerät, sich also verhält wie ein Betrunkener, ist das ein b'suffas Waagscheitl und gar nicht gut fürs Gespann. Der Hundertjährige war bei der Verfassung dieses Reims offenbar etwas aus der Verfassung und der gebotenen Balance.
Schön langsam scheint auch das Frühlingswetter ein wenig aus der Balance zu kommen, es wird betrüblicher, wolkiger und auch windiger. Nachmittags bleibt das Thermometer bei 14 °C stehen, was den Idefixe bei ihren Aktivitäten entgegenkommt.
Pansen-Isi HeuteIgnaz und Ilmo bekommen die Idefixe den Rest des Pansens, bei dessen Verarbeitung sie heute keine Verhaltensauffälligkeiten zeigen, möglicherweise, weil Inouk und Indra mittlerweile durchschaut sind und nicht mehr aus den Augen gelassen werden. Isi ist, wie es scheint, am intensivsten mit der Verarbeitung ihres Stücks beschäftigt, jedenfalls nagt, kaut und zerrt sie unermüdlich und sehr beharrlich.
Um den Zwergen einen gewissen Ausgleich für die durchs Zerren an dem Gummiteil stark strapazierte Nackenmuskulatur anzubieten, räumen wir ihnen heute das Schwebebrett in den Garten. Das Schwebebrett ist ein in einem Rahmen an vier Seilen aufgehängtes Brett, das sich demnach frei dreidimensional bewegen kann, und das auch tut. Es erfordert also schon ein entwickeltes Balancegefühl, jedenfalls mehr als das eines b'suffenen Waagscheitls, weil man sonst sehr schnell kopfüber von Bord geht. Langsam sind die Idefixe in einem Alter, wo sie mit einer solchen Herausforderung umgehen können. Die eifrigsten Erstbesteiger und Tester sind erwartungsgemäß Ignaz und natürlich Ilmo, der Äquilibrist der Idefixe. Doch lange wird es nicht mehr dauern, bis sie sich dieses Schleuderbrett untertan machen werden.
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Ilmo auf dem Schwebebrett |
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Die Zwerge sind bezüglich ihres Stuhls noch immer nicht stabil, was aber weder ihnen Beschwerden, noch uns Kummer macht. Sie sind aktiv und lebenslustig, und die Gewichtstabelle liefert auch keine Anhaltspunkte für Sorgen. Im Gegenteil: Mit 1330 g belegt sie, dass die Idefixe kräftig auf dem Vormarsch sind. Sehen wir uns die Gewichtsentwicklung einmal aus dem Blickwinkel des Gewichtsgewinns seit gestern an. Ignaz +260 (4300), Ilmo +230 (4230), Inouk +200 (4290), Iberl +160 (4350), Indra +150 (3950), Irax +120 (4690), Isi +110 (4290) und Iltschi +100 (4290).
InoukWie munter sie sind und wie aktiv sie sich in unser Leben einklinken, bekommen wir immer wieder zu spüren, wenn wir uns zwischen ihnen bewegen wollen. Die Idefixe sind schnell geworden, allerdings auch sprunghaft und unkontrolliert in ihren Bewegungen, was es unmöglich macht, sich zwischen ihnen einigermaßen nach den üblichen Regeln zu bewegen. Sie sind praktisch überall, vor uns, hinter uns, zwischen unseren Beinen, von links nach rechts und umgekehrt querend. Die Folge ist, dass wir nur sehr schleppend, manchmal im Wortsinne einen Welpen am Bein schleppend, vorankommen, was den anderen die Möglichkeit gibt, uns zu überholen und vor uns aufzubauen, uns anzuhimmeln und um einen Armlift anzuflehen. Aber nicht nur das Gehen ist beschwerlich, auch das Stehen wird zur Akrobatik, beispielsweise, wenn man versucht mehrere Kilo gekochter Hähnchenschenkel an der Arbeitsfläche zu Hundefutter zu verarbeiten, wie wir das heute Abend wieder auf dem Programm haben. Dann steht man nicht einfach ergonomisch geübt an seinem Arbeitsplatz, sondern mit dem Abstand von mindestens zwei Welpen vom Arbeitsplatz entfernt, die dort den Schlaf der Gerechten schlafen. Und sollte man von seinem Arbeitsplatz wegtreten wollen, ist die Wahrscheinlichkeit, hinter sich einen Idefix zu Brei zu treten, groß. So ungefähr könnte man sich ein Denkmal für den eingehegten Arbeiter vorstellen. Der Ordnung halber muss allerdings angefügt werden, dass sich die Mutter und Halbschwester große Verdienste um die Entwicklung dieser Position erworben haben, indem sie es den Kleinen vorexerzierten, wo man zu liegen hat, um nicht in Vergessenheit zu geraten. Und gelehrig sind sie ja.
Wenn man dann die Mühsal des Züchtertags hinter sich gebracht zu haben glaubt, meldet sich Isi zu Wort. Isi schreit. Isi krakeelt. Isi plärrt. Isi will die Nacht nicht in der Küche verbringen. Isi will im Garten schlafen. Unsere Anouk hat uns eine Reihe sehr jähzorniger Kinder geschenkt, die unsere akustische Resilienz maximal auf den Prüfstand stellten, so gewaltig, dass manch einem die Adern vor Zorn und Lautstärke zu platzen drohten. Doch Isidas hatten wir bisher mit Franzis und Fiannas Kindern hinter uns gelassen. Und nun: Isi. Aus heiterem Himmel, ohne jede Vorwarnung. Isi sitzt zwischen Küche und Transitsperre und plärrt mit erhobenem Haupt. Und plärrt. Der Assi ist überzeugt, dass das Kind von einem Darmwind oder anderen internistischen Gebrechen geplagt wird. Die Chefin meint: Sie hat eine Macke, sie zickt. Die Chefin muss ja wissen, wovon der Assi keine Ahnung hat. Denn nimmt er die vor Leid zickende Isi in seine Obhut und an seinen Platz am Tisch, um mit ihr gemeinsam Zeitung zu lesen. Und schau: Isi interessiert sich fürs Feuilleton, tritt es sogar mit Füßen. Beim Sport wird sie unruhig und angesichts des Ministerpräsidenten beginnt sie zu jammern und will wieder weg. Der Assi setzt sie verständnisvoll zurück in die Küche – und Isi schreit. Wir gehen ihr aus dem Weg und warten. Nach zwanzig Minuten, als die gesamte Truppe im Tiefschlaf liegt, gibt sie erschöpft auf und legt sich ebenfalls aufs Ohr. Es bleibt sie Frage: Is sie doof? Wir verschieben die Beantwortung auf die nahe Zukunft.
Dienstag, 02.04.2019
Bringt Rosamund Sturm und Wind, so ist Sybille (29. April) uns gelind. So etwas kommt uns bekannt vor. Stürmisch ist es nicht, aber ein strammer Ostwind fegt durchs Tal, der die 18 °C nachmittags deutlich frostiger erscheinen lassen. Da wir über den 29. April an dieser Stelle keine Auskunft mehr geben werden, möge sich jeder selber um die Relevanz dieser Ankündigung kümmern.
Mehr Freude und Zuversicht hätte uns eine Aussage beschert, die etwa so hätte lauten können: Kommt Rosamund mit Scheiß daher, bleibt der Sommer bis Silvester. Das holpert ebenso gefällig wie die hundertjährige Lyrik und wäre für heute ein echter Mutmacher, denn die Bluesküche sieht ziemlich verheerend und verheert aus. Schwer zu sagen, welches die Auslöser dieser Schweinerei sind. Sicher ist es alles Mögliche, das die Idefixe im Garten auftreiben und verkosten, was kein Schaden ist, weil es ihre Immunkraft stärkt und dem Magen-Darm-Trakt positive Impulse für die Zukunft gibt. Wir packen unsere Welpen nicht in Watte, weil sie unser Haus lebenstüchtig verlassen sollen, auch wenn sie uns auf dem Weg dahin Bescherungen liefern, auf die wir natürlich auch verzichten könnten. Andererseits könnte es sein, dass sie das Welpenfutter von Platinum, das wir ihnen gestern erstmals einfach als Bröckchen gegeben haben, noch nicht so gut vertragen und verarbeiten können. Diese Vermutung drängt sich ein bisschen auf, weil wir in zwei Hinterlassenschaften solche Restbröckchen entdecken. Aber selbstverständlich kann das alles auch Folge einer anderen Unverträglichkeit sein. Wir setzen mit dem brockigen Trockenfutter heute jedenfalls aus und geben Karottensuppe und später Ulmenrinde ins übliche Futter. Das kommt schon wieder ins Lot, kränkeln tut ja keiner. Höchstens der Assi beim Anblick der Bescherung am frühen Morgen. O Herr, lass diesen Kelch an mir vorübergehen...
Alles wieder gut, Ignaz?Ignaz hat abgenommen. Ausgerechnet der zarte Ignaz (der eigentlich gar nicht mehr so zart ist). Offensichtlich hat er doch ein wenig an irgendetwas gelitten, was er jedoch mannhaft und überzeugend verbarg. 50 g hat er gestern liegen gelassen, wodurch sich seine Anstrengungen der vergangenen Tage in Luft auflösten: Er ist wieder Klassenletzter. Aber auch Irax musste sich mit 70 g plus bescheiden, was er vermutlich auch nicht ganz freiwillig tat. Um Ignaz den gebührenden Respekt zu erweisen, zäumen wir die Tabelle heute mal von hinten auf. Ignaz -50 g (4250), Indra +340 (4290), Ilmo +120 (4350), Iltschi +180 (4470), Isi +240 (4530), Inouk +240 (4530), Iberl +180 (4530), Irax +70 (4760). Das sind 1320 Gramm für alle.
Ignaz stärkt sich an Mamas FrühstückAls ob die Idefixe uns mitteilen wollten, dass wir ihre Rationen gefälligst etwas zu erhöhen hätten (was ihre Gewichte nicht rechtfertigen), versuchen sie schon morgens um neun Uhr, ihrer Mama etwas zu entlocken und sind dabei auch erfolgreich. Nein, sie machen sich nicht an ihren Zitzen zu schaffen, sondern bringen sie dazu, dass sie ihnen ihr Frühstück vorwürgt. Dazu stürzt sich die ganze Bande ziemlich massiv auf sie und trillert sie an den Lefzen, worauf Fianna ihr Frühstück erbricht. Blöd nur, dass sie zwar einem Instinkt folgen, aber offensichtlich nicht wissen, was sie damit bewirken, denn nun wollen plötzlich alle an die Zitzen, was Fianna auch einigermaßen widerwillig zulässt, während nur Ignaz sich über das Erbrochene hermacht und es fast völlig wegschlabbert, bis Isi sich zu ihm gesellt und mit ihm den Rest teilt. In der Natur ist dieses vorverdaute Futter ein wichtiger Teil der Welpenernährung, in der Zucht machen das die meisten Hündinnen nicht mehr. Bei uns hat nur Anouk bisher dem Drängen der Welpen nachgegeben und vorgewürgt. Gut, dass die Natur sich weiter ihre Rechte sichert und durchsetzen kann. Erst als die anderen einsehen mussten, dass an der Bar schon längst Sperrstunde ist und Fianna ihnen das auch sehr deutlich klarmacht, werden sie auf die kläglichen Reste von Fiannas Frühstück aufmerksam, die Isi und Ignaz übergelassen haben, und stürzen sich darauf wie Fliegen auf den Kuhfladen. Aber da ist nichts mehr zu holen.
Die TellerschaukelAls neue Attraktion kommen heute die Tellerschaukel und der Lamellenvorhang in den Garten. Die Tellerschaukel ist, wie der Name schon andeutet, eine große Stoffschaukel in Tellerform, die an drei Riemen etwa 20 Zentimeter über dem Boden schwebt. Der Lamellenvorhang besteht aus gelben Kunststoffstreifen, die vom Gartenhaus herabhängen, durch die man toben und an denen man kräftig ziehen kann. Heute wird beides noch etwas argwöhnisch begutachtet, aber spätestens morgen treibt die Neugier die Idefix voran, um auszuprobieren, was man diesen Teilen anstellen kann.
Noch werden die bekannten Gerätschaften sattsam und mit viel Körpereinsatz genutzt, was die Energie der Idefixe schnell aufbraucht. Wenn dann die Zeit gekommen ist, ein Auge zuzumachen, stürze sie alle, als ob der Kapo die Glocke schlägt, innert zwei Minuten in die Betten und ratzen weg. Ende der Vorstellung. Wir können uns wieder etwas zurückziehen und anderem widmen.
Abends registrieren wir dann mit großer Erleichterung, dass Isi wieder ein gutes Mädchen ist und nicht mehr plärrt. Sie interessiert sich nicht mehr fürs Feuilleton und auch der bayerische Ministerpräsident treibt ihr nicht mehr den Zorn in den Kopf, sondern sie fügt sich dem Unabänderlichen und schläft schweigend mit ihren Geschwistern in den nächsten Tag und die nächste Lebenswoche hinüber.
Wir finden, dass diese Woche sehr glimpflich abgelaufen ist, Virus hat sich keiner zu uns verlaufen, nur ein paar Futteranpassungen der Därmchen haben die Kleinen und uns geplagt. Wenn es nicht mehr ist.